Zöliakie
Inhaltsverzeichnis
- Allgemeine Informationen
- 1 Was ist Zöliakie?
- 2 Wie entsteht eine Zöliakie?
- 3 Wie häufig tritt Zöliakie auf?
- 4 Was sind die Symptome?
- 5 Wie wird die Diagnose gestellt?
- Ernährungstipps & Hinweise
- 6 Wie wird die Zöliakie behandelt?
- 7 Glutenfreie Ernährung
- 8 Was ist Gluten und worin ist es enthalten?
- 9 Glutenfreie Produkte
- 10 Ernährungsfehler vermeiden
- 11 Zöliakie in Kombination mit anderen Erkrankungen
- 12 Zutatenverzeichnis
- 13 Warnhinweis: „Kann Spuren von …. Enthalten“
- 14 Fazit - Professionelle Hilfe bei Zöliakie nutzen
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Was ist Zöliakie?
Zöliakie ist eine Autoimmunerkrankung, die durch das Klebereiweiß Gluten, das in vielen Getreidesorten wie Weizen, Roggen, Gerste und Dinkel vorkommt, ausgelöst wird. Da es sich um eine lebenslang bleibende Erkrankung hält, spricht man von einer chronischen Erkrankung, die auf den Dünndarm lokalisiert ist, da dies der Ort der Glutenaufnahme ist. Für Zöliakiebetroffene bedeutet dies eine konsequente lebenslange Ernährungsumstellung unter Vermeidung von glutenhaltigen Lebensmitteln. Die allgemein gebräuchliche medizinische Bezeichnung einer Glutenunverträglichkeit sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen ist Zöliakie. Früher wurde auch der Begriff Sprue für die Krankheitsbezeichnung bei Erwachsenen verwendet.
Wie entsteht eine Zöliakie?
Nicht das ganze Getreidekorn ist für die Erkrankung verantwortlich, sondern lediglich der Eiweißanteil. Hier insbesondere das Gluten auch Gliadin genannt und die Bestandteile Prolamin und Glutelin. Je nach Getreideart spricht man bei den Prolaminen von Gliadin, Secalin, Hordein und Avenalin.
Die gesunde Dünndarmschleimhaut ist stark gefaltet um eine möglichst große Oberfläche zu erhalten. Auf den Falten befinden sich zusätzlich kleine Ausstülpungen, die sogenannten Darmzotten. Diese Oberflächenvergrößerung ermöglicht eine optimale Nährstoffaufnahme. Konsumieren Menschen mit Zöliakie glutenhaltige Lebensmittel, so kommt es zu einer chronischen Entzündung und zur Rückbildung der Dünndarmzotten. In Folge verringert sich die Oberfläche des Dünndarms und es können nicht mehr genügend Nährstoffe, wie Vitamine und Mineralstoffe, aufgenommen werden. Mit fortschreitender Erkrankung kommt es zu Nährstoffdefiziten, welche zu Mangelerscheinungen mit unterschiedlicher Ausprägung von Krankheitssymptomen führen.
Man bezeichnet die Zöliakie auch als Systemerkrankung, da sie sich nicht ausschließlich auf den Darm beschränkt, sondern auf den gesamten Körper.
Nach aktuellem Wissensstand scheinen das Immunsystem, Infektionen, die Ernährung und Umweltfaktoren die Entwicklung der Krankheit im Wesentlichen zu beeinflussen. Auch eine genetische Veranlagung scheint die Zöliakie auszulösen, da es familiär zu Häufungen dieser Erkrankung kommt. Die komplexen Zusammenhänge sind jedoch bisher noch nicht vollständig erforscht.
Wie häufig tritt Zöliakie auf?
Zöliakie kann im jedem Alter auftreten und kommt weit häufiger vor, als vermutet. In der Bevölkerung sind bis zu 1% betroffen. Auf einen diagnostizierten Zöliakie-Betroffenen kommen 7-10 nicht erkannte Zöliakie-Patienten.
Was sind die Symptome?
Eine Übersicht der verschiedenartigen Symptome einer Zöliakie gibt nachfolgende Tabelle.
Gastrointestinale Symptome | Veränderungen außerhalb des Magen-Darm-Trakts | Allgemeine Symptome |
Durchfall | Eisenmangelanämie | Gewichtsverlust |
Bauchschmerzen | Folsäuremangel Vitamin-K-Mangel | Gedeihstörungen bei Kindern; Kleinwuchs |
Blähungen; aufgeblähter Bauch | Osteoporose | Mattigkeit, Müdigkeit |
Übelkeit Erbrechen | Entzündungen der Mundschleimhaut, Zahnschmelzdefekte | Depressionen |
Neurologische Störungen | ||
Fehlgeburten |
Aufgrund der zahlreichen Möglichkeiten der Ausprägungsform einer Zöliakie können Ärzte die Krankheit häufig nicht sofort oder eindeutig zuordnen. Vor allem bei Kindern, die eins oder mehrere der genannten Symptome aufweisen, sollte auch eine mögliche Zöliakie in Betracht gezogen werden.
Wie wird die Diagnose gestellt?
Die Diagnose wird von einem Facharzt mittels eines Bluttests und einer Dünndarmbiopsie gestellt.
Dabei wird das Blut im Labor auf IgA Antikörper gegen die Gewebstransglutaminase (tTG) oder gegen Endomysiumantikörper (EMA) sowie Gesamt IgA untersucht.
Bei einer Dünndarmbiopsie kommt es zur Entnahme von 5-6 Gewebeproben aus unterschiedlichen Regionen des Dünndarms. Anschließend erfolgen die mikroskopische Beurteilung und die Einteilung nach MARSH-Klassifikation (Typ 0 – 1- 2-3a-3b-3c). Diese dient zur Einteilung des Schweregrads der Schleimhautschädigung. Hierbei steht Typ 0 für eine normale Dünndarmschleimhaut, Typ 3c für eine totale Rückbildung der Dünndarmzotten. Für eine Diagnose der Zöliakie ist zumindest eine Veränderung der Schleimhaut nach Typ 2 notwendig.
Ein Antikörpertest alleine kann eine Dünndarmbiopsie nicht vollständig ersetzen.
Wie wird die Zöliakie behandelt?
Die einzige Behandlungsmöglichkeit einer Zöliakie ist der lebenslange strikte Verzicht glutenhaltiger Lebensmittel.
Nur so kann sich die Dünndarmschleimhaut regenerieren, die Blutwerte und Nährstoffaufnahme normalisieren und die Symptome abklingen.
In den meisten Fällen tritt bereits wenige Wochen nach der Ernährungsumstellung eine Besserung ein und die Krankheitssymptome verschwinden. Schon die Aufnahme kleinster Mengen an Gluten kann erneut zu Entzündungen und Beschwerden führen.
Glutenfreie Ernährung
Die Diagnose Zöliakie bringt anfänglich eine Vielzahl von Veränderungen mit sich, sodass es sinnvoll ist, gleich zu Beginn der Ernährungsumstellung die Unterstützung einer qualifizierten Ernährungsfachkraft in Anspruch zu nehmen. Trotz des strengen Verbots für Gluten ist eine bedarfsdeckende und ausgewogene Ernährung möglich.
Zu Beginn steht eine Ernährungsumstellung auf eine konsequent glutenfreie Ernährung sowie das Überprüfen möglicher Kontaminationsquellen im Haushalt. Zu-
nächst müssen die gesamten Lebensmittelvorräte auf Glutenfreiheit überprüft werden, ebenso alle Arzneimittel, Mund- und Zahnpflegemittel sowie Kosmetika. Glutenfreie Lebensmittel können in der täglichen Küchenpraxis durch glutenhaltige Lebensmittel kontaminiert werden, sodass Arbeitsflächen, -geräte und Vorrats-schränke bei der Nahrungsmittelzubereitung und -lagerung sorgfältig getrennt werden müssen.
Eine konsequente Ernährungsumstellung bewirkt eine Besserung der Symptome und hilft, Folgeerkrankungen zu vermeiden und die Lebensqualität der Betroffenen zu steigern.
Was ist Gluten und worin ist es enthalten?
Gluten ist das Klebereiweiß in verschiedenen Getreidesorten. Es hat keinen besonderen Nährwert und ist nicht lebensnotwendig, trägt aber mit seinen positiven Eigenschaften zu einem guten Backergebnis bei. So bindet es beispielsweise Flüssigkeit, trägt zur Elastizität des Teiges bei und steuert zu einem guten Zusammenhalt sowie Biss im Endprodukt bei.
Gluten ist in vielen allgemein bekannten Getreidesorten enthalten:
- Weizen
- Roggen
- Hafer
- Gerste
- Dinkel (Spelz)
- Tritikale
- Grünkern
- Emmer (Zweikorn)
- Einkorn
- Kamut
- Urkorn
- sonstige Weizenderivate
Auch die aus diesen Getreidesorten hergestellten Produkte sind glutenhaltig:
- Mehl, Paniermehl
- Grieß
- Flocken
- Schrot
- Kleie
- Brot
- Gebäck und Teigwaren
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Glutenfreie Produkte
Von Natur aus gibt es zahlreiche glutenfreie Getreide und Pseudogetreide wie beispielsweise
- Mais
- Reis
- Hirse
- Amaranth
- Quinoa
- Teff
- Buchweizen
Vorsicht ist geboten, wenn diese Getreidesorten bzw. daraus hergestellte Produkte nicht speziell für Zöliakiebetroffene angebaut oder verarbeitet werden. Durch wechselnde Fruchtfolge auf den Feldern, dem Einsatz von Erntemaschinen für unterschiedliche Getreidesorten oder der Verarbeitung in der Mühle kommt es zu Verunreinigungen. Empfehlenswert ist es, ganze glutenfreie Getreidekörner zu kaufen und diese vor der Verwendung auf möglichen Fremdbesatz zu durchsuchen.
Zwischenzeitlich gibt es zahlreich glutenfrei hergestelltes Brot, Gebäck, Saucen und Dessert bei denen das Klebereiweiß als Verdickungsmittel beispielsweise durch Guarkernmehl, Johannisbrotkernmehl, Xanthan, gemahlene Flohsamenschale ersetzt wird.
Auch eine Vielzahl von glutenfreien Mehlsorten sind auf dem Markt erhältlich:
- Kastanienmehl
- Mandelmehl
- Kokosmehl
- Kichererbsenmehl
- Traubenkernmehl
- Haselnussmehl
- Walnussmehl
Darüber hinaus frei von Gluten sind:
- Kartoffeln
- Hülsenfrüchte
- Fleisch
- Ei
- Milch
- Obst
- Gemüse
Glutenfreie Lebensmittel sind entweder durch den Aufdruck „glutenfrei“ oder an dem Symbol einer durchgestrichenen Weizenähre zu erkennen.
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Ernährungsfehler vermeiden
Kleinste Diätfehler, ob bewusst oder unbewusst begangen, können wieder zu Beschwerden führen.
Die eigentliche Gefahr besteht darin, dass, insbesondere, wenn nicht sofort Symptome auftreten, Diätfehler immer häufiger auftreten und eine glutenfreie Ernährung nicht mehr ernstgenommen wird. Da aber bereits kleinste Mengen an Gluten erneut die Dünndarmzotten schädigen, kann es zu Mangel-erscheinungen und Krankheitssymptome kommen. In der Folge können komplizierte Verlaufsformen und erhebliche Spätfolgen wie beispielsweise Osteoporose, Nerven-schäden oder Tumoren im Magen-Darm-Trakt auftreten.
Zöliakie in Kombination mit anderen Erkrankungen
Diabetes mellitus Typ 1
Ca. 5 bis 7% aller Typ-1-Diabetiker haben auch Zöliakie, ebenso leiden ca. 5 % der Zöliakiepatienten unter Diabetes mellitus. Die häufige Assoziation zwischen beiden Erkrankungen liegt meist an der gemeinsamen genetischen Grundlage.
Laktoseintoleranz
Es kann parallel zu einer noch nicht diagnostizierten Zöliakie als auch durch Ernährungsfehler eine Laktoseintoleranz auftreten. In diesem Fall kommt es aufgrund der geschädigten Dünndarmschleimhaut zu einem Mangel des Enzyms Laktase. Laktase ist dafür verantwortlich Laktose (Milchzucker) zu spalten, damit die Laktose in die Blutbahn aufgenommen werden kann.
Fehlt die Laktase, spricht man von einer Laktoseintoleranz, die sich mit Durchfällen und Blähungen nach dem Genuss von Milch und Milchprodukten äußert. Regeneriert sich die Darmschleimhaut nach der Diagnosestellung Zöliakie oder unter einer glutenfreien Ernährung, so geht in den meisten Fällen auch die Laktoseintoleranz zurück.
Dermatitis herpetiformis Duhring
Diese chronische, stark juckenden Hauterkrankung ist stets mit einer Zöliakie assoziiert ist. Die Zöliakie ist bei diesen Patienten meist gering ausgeprägt und klinische Symptome einer Darmerkrankung fehlen häufig.
Zutatenverzeichnis
In der Lebensmittelinformations-Verordnung ist die Kennzeichnung und Nährwert-information europaweit geregelt. Die Stoffe, die allergische Reaktionen oder Unverträglichkeiten hervorrufen können, müssen gut sichtbar in der Zutatenliste verpackter Waren hervorgehoben werden. Hierzu zählen auch gluten-haltiges Getreide oder Hybridstämme, sowie alle daraus hergestellten Erzeugnisse.
Ist Stärke aus einem glutenhaltigen Getreide hergestellt, muss dies angegeben sein (z.B. Weizenstärke). Steht nur Stärke auf der Verpackung, kann davon ausgegangen werden, dass diese aus glutenfreien Rohstoffen gewonnen wurde.
Warnhinweis: „Kann Spuren von …. Enthalten“
Der Aufdruck „Kann Spuren von … enthalten“, weist darauf hin, dass durch mögliche Kontamination bei der Ernte oder Produktion des Lebensmittels Glutenspuren enthalten sein können. Dies muss aber nicht der Fall sein. Die Lebensmittelproduzenten schützen sich mit diesem Hinweis vor möglichen Regressen.
Fazit - Professionelle Hilfe bei Zöliakie nutzen
Die Diagnose Zöliakie und die damit verbundene Ernährungsumstellung wirft zunächst viele Fragen für die Betroffenen auf. Daher ist es sinnvoll, gleich nach der Diagnosestellung sowie bei Problemen mit der glutenfreien Ernährung, eine erfahrene Ernährungsfachkraft um Rat zu fragen. Denn trotz des Verzichts auf Gluten können Zöliakiebetroffene genussvoll und abwechslungsreich essen sowie ihre Lebensqualität und ihr Wohlbefinden erhalten.