Ernährung bei Hashimoto: Wie die richtige Ernährung unterstützen kann
Hashimoto-Thyreoiditis ist eine chronische Autoimmunerkrankung, die die Schilddrüse betrifft und vielfältige Beschwerden verursachen kann – von Müdigkeit bis Gewichtszunahme. Die richtige Ernährung kann dabei eine entscheidende Rolle spielen, um das Immunsystem zu entlasten und Entzündungen zu reduzieren.

Was ist Hashimoto-Thyreoiditis?
Hashimoto-Thyreoiditis, nachfolgend Hashimoto genannt, ist eine Autoimmunerkrankung, bei der sich das Immunsystem gegen die körpereigene Schilddrüse richtet. Dabei entsteht eine chronische Entzündung der Schilddrüse, die meist zu einer Hypothyreose – also einer Schilddrüsenunterfunktion – führt. Frauen erkranken häufiger als Männer.
Heilbar ist die Erkrankung bisher nicht. Sie wird in der Regel medikamentös behandelt, allerdings leistet auch der Lebensstil einen Beitrag zur Schilddrüsenfunktion und Verbesserung der Lebensqualität. Eine ausgewogene Ernährung ist hierbei ein Therapiebaustein. Im Fokus steht vor allem die Entzündungshemmung.
Antientzündliche Ernährung bei Hashimoto-Thyreoiditis
Da Hashimoto mit einer chronischen Entzündung der Schilddrüse einhergeht, kann eine gezielte, antientzündliche Ernährung dazu beitragen, Beschwerden zu lindern und das allgemeine Wohlbefinden zu verbessern. Bestimmte Lebensmittel fördern Entzündungen im Körper, während andere sie hemmen.
Ein hoher Konsum von Fleisch, Wurst und Eiern kann die Bildung entzündungsfördernder Substanzen begünstigen, die den Krankheitsverlauf negativ beeinflussen. Dagegen tragen Fisch und pflanzliche Lebensmittel mit gesunden Fettsäuren wie z. B. Nüsse, Samen und Olivenöl zur Bildung entzündungshemmender Substanzen bei und wirken sich so positiv auf die Gesundheit aus.
Entzündungsfördernde Inhaltsstoffe
Ein häufiger Verzehr von Zucker und raffinierten Kohlenhydraten, wie z. B. weißem Mehl oder Weißbrot, kann durch stetig hohe Blutzuckerspiegel sowie Blutzuckerspitzen Entzündungen fördern.
Trans-Fettsäuren entstehen in erster Linie bei der Härtung von Pflanzenölen und finden sich vorrangig in Backwaren, Chips oder Fertigprodukten. Eine hohe Aufnahme von Transfettsäuren ist mit einem erhöhten Risiko für chronische Entzündungen und entzündungsbedingte Erkrankungen assoziiert.
Arachidonsäure ist eine mehrfach ungesättigte Fettsäure, die durch die Umwandlung in Eicosanoide inflammatorisch wirkt. Eine hohe Zufuhr z. B. durch tierische Fette, kann daher zu einer stärkeren Entzündungsneigung führen. Umso mehr Fett ein tierisches Produkt hat, desto mehr Arachidonsäure enthält es auch.
Gluten als Bestandteil von Getreide kann bei entsprechender Veranlagung bestehende Entzündungsprozesse verschlimmern. Es gibt Hinweise darauf, dass Gluten chronische Entzündungen weiter anheizt, deshalb sollte der Verzehr langfristig reduziert werden. Stattdessen kann Pseudogetreide wie Buchweizen, Quinoa und Amaranth eingesetzt werden. Auch Hirse und Reis sind glutenfrei. Ein kompletter Verzicht auf glutenhaltige Getreideprodukte ist nur bei einer Zöliakie notwendig.
Entzündungshemmende Inhaltsstoffe
Entzündungshemmend wirken unter anderem Omega 3-Fettsäuren. Das sind mehrfach ungesättigte Fettsäuren. Die beiden wichtigsten in Bezug auf Entzündungshemmung sind die Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA). Maritime Omega 3-Fettsäuren kommen vor allem in fettreichen Fischen und ausgewählten Algenarten vor. Pflanzliche Quellen sind vor allem Leinsamen, Walnüsse, und Hanfsamen. Insbesondere bei Vegetariern oder Veganern kann eine Substitution sinnvoll sein. Es ist jedoch immer ratsam, die richtige Dosierung mit einem Arzt zu besprechen.
Als entzündungshemmend gelten unter anderem folgende Vitamine oder deren Vorstufe:
- Vitamin C: z. B. in Paprika, Rosenkohl, Broccoli, Schwarze Johannisbeeren, Kiwi, Zitrusfrüchte
- Vitamin E: z. B. in Nüssen, Samen, Kernen, Weizenkeimöl, Olivenöl
- Beta-Carotin: z. B. in Karotten, Kürbis, Tomaten, Orange
Langanhaltende Entzündungen im Körper bringen vermehrt freie Radikale im Körper hervor. Antioxidantien hindern diese freien Radikale daran Zellen anzugreifen und machen sie somit widerstandsfähiger. Folgende sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe gelten als antioxidativ:
- Flavonoide: z. B. in Äpfeln, Birnen, Pflaumen, Beerenobst, Zwiebeln, Grünkohl, Soja, Auberginen
- Senfölglycoside/Glucosinolate: enthalten in allen Kohlarten, Rettich, Radieschen, Senf und Kresse
- Sulfide: enthalten u.a. in Zwiebeln, Knoblauch, Lauch und Schnittlauch
- Curcumin: in Currypulver, Kurkuma (Gelbwurz), am besten wirksam kombiniert mit schwarzem Pfeffer
- Capsaicin aus Chili- und Paprikaschoten
Die Bildung der kurzkettigen Fettsäure Butyrat (Buttersäure) nach Verzehr von Ballaststoffen wie Hafer und Haferprodukten, sowie Hülsenfrüchten, Lein- oder Flohsamen führt im Darm zu einer Absenkung des pH-Wertes und wirkt dadurch Entzündungen sowie oxidativem Stress entgegen.

Weitere Faktoren für die Ernährung bei Hashimoto-Thyreoiditis
- Körpergewicht: Eine unzureichende Schilddrüsenhormonproduktion kann zu einer Verlangsamung des Stoffwechsels führen, wodurch der Grundumsatz des Körpers gesenkt wird und weniger Kalorien verbrannt werden. Überschüssige Kalorien werden dann in Form von Körperfett eingelagert. Eine vermehrte Ansammlung von Körperfett, vor allem in der Bauchregion wirkt entzündungsfördernd, weshalb das Ziel sein sollte bei gesundem Körpergewicht dieses zu halten und es bei Übergewicht zu senken. Von einer drastischen Kalorienreduktion ist jedoch abzuraten, da der Grundumsatz noch weiter reduziert und die Gewichtszunahme langfristig eher gefördert wird.
- Jod: Obwohl Jod ein wichtiger Nährstoff für die Schilddüse ist, kann eine erhöhte Jodzufuhr schädlich sein. Eine Bedarfsdeckung über den Einsatz von z. B. jodiertem Speisesalz, Eiern oder Milchprodukten ist wichtig, besonders jodreiche Lebensmittel oder Jodtabletten sollten aber ohne spezielle Empfehlung (z. B. in Schwangerschaft oder Stillzeit) vermieden werden. Eine individuelle Absprache mit einem Arzt ist anzuraten.
- Selen: Das essentielle Spurenelement kann die Schilddrüsenfunktion positiv beeinflussen und ist an der Synthese der Schilddrüsenhormone beteiligt. Zudem ist es ebenfalls ein Antioxidans und kann so Entzündungen mildern. Enthalten ist es vor allem in Paranüssen, unter anderem auch in Fisch und Eiern. Besonders in pflanzlichen Lebensmitteln ist der Selengehalt allerdings sehr schwankend.
- Zink: Bei entzündlichen Erkrankungen oder chronischen Entzündungszuständen kann Zink eine unterstützende Rolle spielen, insbesondere wenn ein Zinkmangel vorliegt. Das essentielle Spurenelement liegt z. B. in Fleisch, Milchprodukten und Nüssen vor. Nahrungsergänzung mit Zink sollte nur unter ärztlicher Aufsicht erfolgen, da eine zu hohe Zufuhr negative Auswirkungen haben kann.
- Vitamin D: Vitamin D spielt eine wichtige Rolle im Immunsystem und bei der Regulierung von Entzündungsprozessen, was besonders bei Autoimmunerkrankungen wie Hashimoto-Thyreoiditis relevant ist. Eine ausreichende Vitamin-D-Versorgung könnte helfen, die Symptome zu lindern. Da eine ausreichende Versorgung über Lebensmittel nicht möglich ist, muss dieses bei vorliegendem Mangel substituiert werden. Die Therapieempfehlungen sollten individuell mit Ihrem Hausarzt besprochen werden.

Lebensmittel-Liste bei Hashimoto
Die Lebensmittelempfehlungen bei Hashimoto können Sie folgender Liste entnehmen.
Lebensmittelkategorie | Mehr… | Weniger… |
---|---|---|
Getränke | Wasser und ungesüßte Tees | Zuckerhaltige Getränke, Alkohol |
Gemüse | Alle Gemüsesorten außer Mais | Mais (zuckerreich), Gemüsekonserven |
Obst | Zuckerarme Obstsorten wie Beerenobst, Äpfel und Birnen | Gezuckerte Obstkonserven und Obstmus, Trockenobst |
Getreidewaren | Glutenfreie/s Vollkornbrot und -brötchen, Vollkorngetreideprodukte, aus Hafer, Pseudogetreide wie Buchweizen, Amaranth, Quinoa; Haferflocken, Naturreis, Pellkartoffeln | Glutenhaltige Brotsorten aus Weizen, Dinkel und Gerste, Weißbrot, Croissants; Weizennudeln, geschälter Reis, Pommes, Kroketten, stark verarbeitete und zuckerhaltige Backwaren |
Milch und Milchprodukte | Fettarme Milchprodukte wie Buttermilch, Kefir, Speisequark bis 20 % Fett, Naturjoghurt bis 3,5 % Fett; Käse bis 45 % Fett i. Tr. | Stark verarbeitete und/oder fettreiche Milchprodukte wie Sahne, Schmand und Creme fraiche, Puddings |
Fisch, Fleisch, Eier | Lachs, Hering, Makrele, Forelle, Heilbutt, Karpfen, Scholle Magerer Aufschnitt, mageres Fleisch Eier | Panierter Fisch/Fleisch, fettreiche Wurstsorten wie z. B. Salami |
Fette, Öle, Nüsse, Samen | Olivenöl, Rapsöl, Hanföl, Walnussöl, Leinöl | Tierisches Fett wie Schmalz oder Butter, Sonnenblumenöl Erdnüsse und gesalzene Nüsse |
Sonstiges | Hülsenfrüchte |
Ernährung bei Hashimoto: Individuelle Beratung für mehr Lebensqualität
Mit einer individuellen Ernährungsberatung erfahren Sie, welche Lebensmittel Entzündungen reduzieren und Ihr Wohlbefinden nachhaltig stärken

Praktische Tipps zur Ernährung bei Hashimoto-Thyreoiditis
- Ernähren Sie sich bunt. Essen Sie mehr und regelmäßig unterschiedliches Obst und Gemüse (zwei Portionen Obst und drei Portionen Gemüse am Tag) – hierin zahlreich enthalten sind Vitamine, Mineralstoffe, Ballaststoffe und sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe.
- Reduzieren Sie tierische Produkte.
- Verwenden Sie zum Kochen/Braten vor allem pflanzliche Öle wie Raps- oder Olivenöl statt Butter.
- Mögliche Gerichte:
- Gemüsecurry mit Kurkuma und schwarzem Pfeffer, Karotten, Kichererbsen, Pak Choi und Frühlingszwiebeln, garniert mit weißem/schwarzem Sesam
- Rote Linsen- oder Räuchertofu-Bolognese
- Haferporridge mit Apfel/Birne, Mandelmus, Leinsamen und Zimt
- Pellkartoffeln oder Hirsebratlinge mit Kräuterquark (mit Leinöl) und Brokkoli
- Selbstgemachte Rote Grütze
- Schauen Sie über den Tellerrand hinaus. Auch Faktoren wie Bewegung, Schlaf und Stress spielen eine Rolle, nicht alles kann über die Ernährung geregelt werden.

Hirseporridge
Zutaten:
100 g Hirse
250 ml Mandeldrink o. Ä.
1 Mittelgroßer Apfel
1 kleine Handvoll Beeren nach Wahl
1 EL Honig oder zerquetschte Banane
Vanille, Zimt, evtl. Kakaopulver
Zubereitung:
- Hirse und Mandeldrink in einen Topf geben. Bei mittlerer Hitze so lange köcheln
lassen, bis die Hirse weich ist (ca. 20 Min). Nach wenigen Minuten Gewürze und Honig
dazugeben und mitköcheln. - Ist die Hirse noch zu fest, zusätzlich etwas Wasser oder MandelDrink dazugeben und
noch etwas köcheln lassen. - Apfel reiben und gegen Ende der Kochzeit untermischen.
- Beeren am Ende der Garzeit dazugeben.
Guten Appetit!
Fazit: Ernährung bei Hashimoto
Die Ernährung hat bei Hashimoto-Thyreoiditis einen hohen Stellenwert. Insbesondere durch entzündungshemmende Substanzen kann eine Verbesserung der Krankheit erreicht werden. Allein kann sie jedoch nicht die medizinische Behandlung ersetzen, sondern sollte als unterstützende Maßnahme gesehen werden, die mithilfe einer Ernährungsfachkraft individuell angepasst werden sollte.
Quellen:
Lossow K, Schwerdtle T, Kipp A. Selen und Jod: essenzielle Spurenelemente für die Schilddrüse. 2019 [zitiert 31. Dezember 2024]. https://www.ernaehrungs-umschau.de/print-artikel/11-09-2019-selen-und-jod-essenzielle-spurenelemente-fuer-die-schilddruese/
Müller C. Die bunte Welt der sekundären Pflanzenstoffe. 2022 [zitiert 31. Dezember 2024]. https://www.bzfe.de/ernaehrung/ernaehrungswissen/essen-und-wissen/sekundaere-pflanzenstoffe/
Hamer HM. Review article: the role of butyrate on colonic function. 2008 [zitiert 31. Dezember 2024]. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/17973645/
Becker U. Mehr Omega-3-Fettsäuren ins Essen. 2016 [zitiert 31. Dezember 2024]. https://www.ugb.de/ernaehrungsplan-praevention/omega-3-fettsaeuren-ins-essen/