Therapie von Anorexie: Anorexie mit professioneller Unterstützung besiegen

Eine individuelle Ernährungsberatung kann die Therapie einer Anorexie entscheidend unterstützen. Ein gesundes Essverhalten und das Vermeiden von Mangelerscheinungen bringt Ihre Lebensqualität zurück.

Ernährungsberatung als Therapie bei Anorexie

Bei einer Anorexie ist nicht nur die Gewichtszunahme, sondern auch die Rückkehr zu einem gesunden Essverhalten entscheidend. Ein gemeinsam erarbeiteter Essensplan kann Magersüchtigen dabei helfen, ihre Ernährung während und nach der Anorexie umzustellen und so die Essstörung zu überwinden. Ein behutsames Vorgehen ist dabei von großer Bedeutung.

Autor:in: Annabel Schreiber

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Kategorie: Anorexie/Magersucht, Fehlernährung & Essstörungen

4 Min. Lesezeit
Junge Frau sitzt in der Küche auf der Arbeitsfläche, hält ihr Smartphone in den Händen und blickt nachdenklich nach draußen.

Wie kann eine individuelle Anpassung der Ernährung bei Magersucht helfen?

Eine Ernährungsberatung bei Anorexie kann dabei unterstützen, langfristig das Gewicht in einem gesunden Bereich zu stabilisieren und eine Fehl- oder Mangelernährung zu vermeiden. Dies kann zunächst durch das Erarbeiten des individuellen Energie- und Nährstoffbedarfs passieren. Betroffene lernen, wie viel Energie sie für die Aufrechterhaltung der Körperfunktionen benötigen. An dieser Stelle kann die Auswertung eines Ernährungsprotokolls sinnvoll sein, um den Ist- und Soll-Zustand zu vergleichen.

Das Essverhalten bei Anorexie durch eine angepasste Ernährung therapieren

Bei der Ernährungstherapie wird darauf geachtet, regelmäßige und vollwertige Mahlzeiten zu essen, die keine Lebensmittelgruppe, wie z.B. Kohlenhydrate ausschließen. Die Betroffenen von Magersucht lernen wieder, schrittweise die Lebensmittel in den Speiseplan zu integrieren, die für sie als ungesund gelten. Dabei kann die gemeinsame Zusammenstellung eines Ernährungsplans unterstützen. Auch Portionsgrößen spielen in diesem Kontext eine Rolle. Diese werden nicht grammgenau abgewogen, sondern anhand von Haushaltsgrößen erlernt.

Des Weiteren soll das Gefühl für Hunger und Sättigung zurückerlangt werden, sodass die Patient:innen die körpereigenen Signale wahrnehmen und auf diese reagieren können.

Zusammenfassend unterstützt die Ernährungstherapie die Flexibilität und die Eigenverantwortung im Umgang mit Essen.

Junge Frau steht in der Küche am Mixer und bereitet sich einen Smoothie aus frischem Obst un Gemüse zu.

Inwieweit hilft eine Ernährungstherapie dabei, die Magersucht zu überwinden?

Eine Ernährungstherapie bei Anorexie ist sinnvoll, sofern sie nicht als einzige Säule in der Behandlung betrachtet wird. Viele Betroffene sind in psychotherapeutischer Behandlung, in der die Hintergründe und Auslöser thematisiert werden. Da Essstörungen zu den psychischen Störungen gehören, ist die Genesung in diesem Bereich wichtig für die Auswirkung auf das Essverhalten und einem gesunden Umgang mit Lebensmitteln.

Hinzu kommt die Bereitschaft der/des Patient:in. Sofern keine eigene Motivation zur Verhaltensänderung besteht, ist die Rückfallquote bei dieser Erkrankung sehr hoch. Die verschiedenen Therapiesäulen können nur funktionieren, wenn der/die Betroffene Eigeninitiative zeigt.

Worauf muss bei der Ernährungstherapie speziell geachtet werden?

Je nach Ausprägung der Anorexie kann es zu einer stark verminderten Nahrungsaufnahme bis hin zum völligen Einstellen des Essens kommen. Steigert man nun mit Therapiebeginn die Kalorienzufuhr zu rasant, besteht die Gefahr des Refeeding-Syndroms. Der Körper, der lange unterernährt wurde, ist überfordert mit der Menge an Lebensmitteln und äußert dies in Symptomen, wie:

  • Konzentrationsschwierigkeiten
  • Tachykardie (=erhöhter Herzschlag)
  • Ödeme

Die Symptome liegen einer Verschiebung der Blutelektrolyte zugrunde, die im Extremfall tödlich enden kann.

Das Refeeding-Syndrom ist vermeidbar. Nahrungskarenzen und Portionsgrößen sollten abgefragt werden und es sollte über Symptome und Risiken aufgeklärt werden. Betroffene unterstützen daher die Therapie durch eine ehrliche Auskunft über das derzeitige Essverhalten. Gilt man als Risikopatient, so ist eine ärztliche Abklärung und engmaschige Begleitung der richtige Schritt.

Grundsätzlich gilt: Bei langer Phase der Unterernährung ist eine langsame Steigerung der Energiezufuhr der entscheidende Therapieansatz, um den Körper behutsam an die neuen Umstände zu gewöhnen.

Therapie bei Anorexie: Essstörung erfolgreich überwinden

Ziel bei einer Anorexie ist es, zu einem gesunden Essverhalten zurückzufinden und Mangelerscheinungen vorzubeugen. Eine professionelle Ernährungstherapie kann dabei helfen, diese Umstellungen langsam und systematisch anzugehen. Damit wird die multimodale Therapie der Essstörung entscheidend unterstützt. Unsere Fachkräfte gehen gerne individuell auf Sie ein!

 

Die richtige Ernährung: Empfehlungen für den Ernährungsplan bei Magersucht

  • Bei langer Zeit der Nahrungskarenz empfiehlt sich ein Kostaufbau unter ärztlicher Beobachtung zur Vermeidung des Refeeding-Syndroms.
  • Generell sollte die Nahrungszufuhr langsam gesteigert werden, um den Körper an reguläre Portionsgrößen langsam zu gewöhnen.
  • Das Wissen über den benötigten Energiebedarf und den physiologischen Nutzen davon kann bei Magersucht die Einstellung zur Ernährung ändern.
  • Das Zählen von Kalorien oder Tracken mit einer App wird eingestellt.
  • Das Abwiegen von Lebensmitteln durch reguläre Haushaltsgrößen ersetzen (1 Scheibe Brot, 1 Apfel etc.).
  • Einführung einer regelmäßigen Mahlzeitenstruktur von 3 Hauptmahlzeiten und 1-2 Zwischenmahlzeiten.
  • Die Mahlzeiten sollten ausgewogen sein und den Nährstoffbedarf des Körpers decken. Keine Lebensmittelgruppe sollte ausgeschlossen werden. Die Empfehlungen basieren auf den Empfehlungen der DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung).
  • Lebensmittel, die vor der Erkrankung gerne gegessen wurden (z.B. Pizza, Süßigkeiten), werden im Ernährungsplan für die Anorexie schrittweise wieder eingeführt.
  • Langsame Integration von „verbotenen“ Lebensmitteln.
  • Kompensationsverhalten wie Erbrechen, übermäßiger Sport, Abführmaßnahmen oder Fatburner / Appetitzügler werden ausgeschlichen / nicht mehr eingesetzt.
  • Verzicht auf Light-/Zero-Produkte.
  • Einbau von Veranstaltungen in den Alltag, die früher gemieden wurden: Restaurantbesuche, Essen mit Freunden, Familientreffen.
  • Zu Beginn kann es ratsam sein, auf Lebensmittel mit einem großen Volumen und geringem Kaloriengehalt zu verzichten. Sie lassen die Sättigung schneller einsetzen und liefern dabei zu wenig Kalorien. Beispiele sind:
    • Hülsenfrüchte
    • Eintöpfe
    • Salate
    • Gemüsepfannen
    • Porridge
  • Vorlieben und Abneigungen von Lebensmitteln sollten respektiert und bei der etwaigen Erstellung eines Ernährungsplans berücksichtigt werden.
  • Flexibilität und Eigenverantwortung bewahren: Kehrt die Wahrnehmung für Hunger und Sättigung zurück, so sollte (z.B. bei der Mahlzeitengestaltung) darauf Rücksicht genommen werden. Es ist in Ordnung den Vormittagssnack in den Nachmittag zu schieben, wenn der Appetit dort größer ist und sich somit von einem stringenten Essensplan zu lösen.

Quellen:

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