Diabetes mellitus
Inhaltsverzeichnis
- Allgemeine Informationen
- 1 Was ist Diabetes mellitus?
- 2 Wie häufig kommt Diabetes vor?
- 3 Welche Diabetes-Formen treten auf?
- 4 Der Typ 1 Diabetes
- 5 Der Typ 2 Diabetes
- 6 Was bedeutet Insulinresistenz?
- 7 Unterschiede zwischen Diabetes mellitus Typ 1 und Typ 2
- 8 Symptome bei Diabetes Typ 2
- 9 Diagnostik und Früherkenneung
- 10 Welche diabetischen Folgeschäden können entstehen?
- Ernährungstipps & Hinweise
- 11 Welchen Einfluss hat die Ernährung?
- 12 Welche Rolle spielen die Kohlenhydrate?
- 13 Professionelle Hilfe nutzen bei Diabetes mellitus
- 14 Wichtige Schlagwörter zu Diabetes mellitus - kurz erklärt!
- 15
Was ist Diabetes mellitus?
Zeitweise oder ständig erhöhte Blutzuckerwerte lassen Rückschlüsse auf eine Störung im Kohlenhydratstoffwechsel schließen, welche heutzutage unter dem medizinischen Fachbegriff Diabetes mellitus beschrieben werden. Sehr geläufig ist auch der Begriff Zuckerkrankheit. Die Bezeichnung Diabetes beinhaltet je nach Ursache, diverse Krankheitsformen, insbesondere Diabetes Typ 1 und Typ 2, welche am häufigsten auftreten.
Wie häufig kommt Diabetes vor?
Die Anzahl von Menschen mit Diabetes mellitus steigt in Deutschland, ebenso welt-weit, stetig an. In Deutschland sind nach aktuellen Schätzungen etwa 7,2% der Erwachsenen zwischen 18 bis 79 Jahren betroffen. Hinzu kommt eine Dunkelziffer von ca. 2%. Den Hauptanteil unter den Diabetes Erkrankten nimmt das Krankheitsbild des der Typ-2-Diabetes ein. Während die Zahl der Typ 1 Diabetiker nahezu konstant bleibt bzw. nur langsam ansteigt, steigt der Anteil der Typ-2- Diabetiker deutlich an. Diese Tatsache lässt Rückschlüsse auf individuelle Ernährungsgewohnheiten, Übergewicht und den Lebensstiel zu.
Welche Diabetes-Formen treten auf?
Man unterscheidet zwischen folgenden Formen von Diabetes.
Der Diabetes mellitus Typ 1 wurde früher häufig Jugenddiabetes oder juveniler Diabetes genannt, da er schon im Kindes- und Jugendalter auftritt. Gelegentlich kommt die Stoffwechselerkrankung aber auch im Erwachsenenalter erst zum Vorschein. Der Begriff „Altersdiabetes“ war sowohl früher als auch noch heute eine geläufige Bezeichnung für Typ-2-Diabetes. Denn meist tritt Diabetes-Typ-2 bei älteren Menschen auf. Heutzutage diagnostizieren Ärzte aber auch immer häufiger bereits im Kindes- und Jugendalter diesen Diabetes. Da die Erkrankung in den ersten Jahren ohne erkennbare Symptome eintritt, entwickeln sich in dieser Zeit bereits zahlreiche Folgeschäden.
Der Typ 1 Diabetes
Auslöser des Typ 1 Diabetes ist eine Autoimmunerkrankung, welche bis zur kompletten Vernichtung der in der Bauchspeicheldrüse ansässigen Betazellen führt. Diese sitzen in den Langerhans`schen Inseln der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) und haben die Aufgabe, das Hormon Insulin herzustellen und je nach Bedarf in die Blutbahn abzugeben. Aufgrund der Autoimmunerkrankung werden die Betazellen von körpereigenen Zellen, den sogenannte T-Zellen, vernichtet. Nach der Zerstörung der Betazellen kann kein Insulin mehr produziert werden und es besteht ein absoluter Insulinmangel. Insulin erfüllt als sogenannter „Türöffner“ (Schüssel) die Aufgabe, die Körperzellen(Türen) zur Aufnahme zugeführten Glukose vorzubereiten und somit „aufzuschließen“. Da Insulin fehlt, gelangt keine Glukose in die Zellen und kann verstoffwechselt werden. Zur Behandlung des Typ 1 Diabetes ist daher immer eine Insulintherapie notwendig. Als Ursache des Typ 1 Diabetes sind aktuell mehrere Auslöser in Diskussion, wie beispielsweise Ernährungseinflüsse und Infektionen. Bekannt ist der Zusammenhang einer familiären Vorbelastung, die das Risiko einer Erkrankung erhöht.
Der Typ 2 Diabetes
Der Typ 2 Diabetes ist in seiner Entstehung sehr vielschichtig und komplex. Nachfolgend aufgeführte Ursachen tragen zur Entstehung bei, deren Zusammenspiel im nachfolgenden Text erläutert wird.
- Übergewicht
- Erbliche Veranlagung
- Insulinresistenz (Unempfindlichkeit gegenüber Insulin)
- gestörte Insulinausschüttung
- Störung der Hormonproduktion im Darm von GLP = Glucagon-like-peptid-1
- Mangel an Bewegung
Zu Beginn des Diabetes mellitus Typ 2 ist noch genügend Insulin vorhanden, doch der Körper reagiert zunehmend unempfindlicher darauf, man spricht von einer Insulinresistenz. In Folge kommt es zu einem absoluten Insulinmangel.
Eine genetische Veranlagung muss für das Entstehen eines Diabetes mellitus Typ
2 vorhanden sein, die aber nur dann eine Erkrankung entstehen lässt, wenn Übergewicht und ein Mangel an Bewegung hinzukommt.
Als Auslöser für Diabetes mellitus Typ 2 kommt zusätzlich noch die Insulinresistenz zum Tragen.
Was bedeutet Insulinresistenz?
Bei einer Insulinresistenz sprechen die Körperzellen nicht adäquat auf das Hormon Insulin, das als „Türöffner“ für die Glukose dient, an. Normalerweise öffnet das Hormon die Zellen und Glucose strömt aus der Blutbahn ein, sodass die Blutzuckerkonzentration sinkt. Zwar wird Insulin bei einer Insulinresistenz noch in der Bauchspeicheldrüse hergestellt und je nach Bedarf an die Blutbahn abgegeben, aber die Körperzellen reagieren nicht auf den „Türöffner“ Insulin. In Folge bleibt der Zucker im Blut und die Blutzuckerkonzentration steigt.
Abnahme der Insulinproduktion:
Zu Beginn des Diabetes mellitus sind die Betazellen der Bauchspeicheldrüse noch fähig, das Hormon Insulin zu produzieren. Dies sogar im Überschuss, um die Insulinresistenz auszugleichen. Allerdings lässt die Insulinproduktion mit Fortschreiten der Stoffwechselerkrankung allmählich nach und es kommt zu einem absoluten Insulinmangel. Ein Mangel an Insulin bedeutet, dass immer weniger Glukose aus dem Blut in die Körperzellen gelangt, sodass die Blutzuckerwerte ansteigen und schließlich das Vollbild Diabetes erreicht ist.
Unterschiede zwischen Diabetes mellitus Typ 1 und Typ 2
Typ 1 | Typ 2 | |
Häufigkeit | 5 – 10 % | 90 – 95 % |
Sichtbarwerden bestimmter Krankheitssymptome | Schneller Beginn Polyurie = erhöhte Urinausscheidung Polydipsie = gesteigertes Durstgefühl schwere Hyperglykämie | Langsamer Beginn, schleichend, oft über Jahre mäßige Hyperglykämie |
Ursache | Autoimmunerkrankung Zerstörung der Insulinproduzierenden Zellen familiäre Häufung | Nachlassende Insulinproduktion Verringerte Insulinwirkung in Folge von Übergewicht, Bewegungsmangel |
Altersgrenze | < 40 Jahre | > 40 Jahre |
Körpergewicht | Normalgewicht | Übergewichtig |
Insulinresistenz | Nein | Ja |
Begleiterkrankungen | Chronisch entzündliche Schilddrüsenerkrankungen Zöliakie | viszerale Adipositas Bluthochdruck metabolisches Syndrom |
Therapie | Insulin | Gewichtsabnahme u. Bewegung – Ernährung und orale Antidiabetika – Ernährung und Insulin |
Symptome bei Diabetes Typ 2
In der Regel wird ein Typ 2 Diabetes erst spät entdeckt, da die Symptome recht unspezifisch sind:
gesteigertes Durstgefühl = Polydypsie
Häufiger Harndrang = Polyurie
Austrocknung des Körpers, trockene Haut, Juckreiz
Gewichtsabnahme, – veränderung
Ausbleiben der Menstruationsblutung, verminderte Potenz
Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Leistungsminderung
Sehstörungen, Muskelkrämpfe
Allgemeine Infektionsneigung der Haut und Schleimhäute; schlechte Wundheilung
depressive Verstimmung
wiederkehrende Harnwegsinfekte
Diagnostik und Früherkenneung
Um möglichst frühzeitig einen Diabetes Typ 2 zu erkennen, ist es wichtig, regelmäßig an den Vorsorgeuntersuchungen teilzunehmen und den Blutzucker zu überprüfen. Dies gilt insbesondere dann, wenn ein erhöhtes Diabetes-Risiko vorliegt.
Diagnosewerte
Nüchternblutzucker
Gelegenheitsblutzucker
oraler Glukosetoleranztest
HbA1c-Wert
Einen schnellen Überblick, ob die Blutzuckerwerte im Normbereich liegen, oder ob ein Verdacht auf Diabetes mellitus besteht, liefert die folgende Blutzuckertabelle nach den Leitlinien der Deutschen Diabetes Gesellschaft vom Dezember 2012.
Messung | Normale Werte Erwachsene | Verdacht Prädiabetes | Diabetes mellitus |
nüchtern | <100mg/dl <5,6mmol/l | 100- <126mg/dl 5,6- <7,0mmol/l | ≥126mg/dl ≥7,0mmol/l |
2h nach dem Essen; oGTT | <140mg/dl <7,8mmol/l | 140- <200mg/dl 7,8- <11,1mmol/l | ≥200mg/dl ≥11,1mmol/l |
HbA1c | 4,5- <5,7% <39mmol/mol | 5,7- <6,4% 39- <48mmol/mol | ≥6,5% ≥48mmol/mol |
Welche diabetischen Folgeschäden können entstehen?
Bleibt Diabetes über Jahre unbemerkt oder schlecht eingestellt können sich zahlreiche Schäden an den großen und kleinen Blutgefäßen entwickeln.
Makroangiopathie: Durchblutungsstörung der großen Blutgefäße
Arteriosklerose = Ablagerung von Fett und Kalk in den Blutgefäßen
Schlaganfall
Herzinfarkt
Arterielle Verschlusskrankheit (aVK) oder periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK)
Mikroangiopathie: Durchblutungsstörung der kleinsten Blutgefäße
Retinopathie = Schädigung der Blutgefäße in der Netzhaut
Nephropathie = Schädigung der Blutgefäße in der Niere
Neuropathie= Schädigung im Nervensystem
Wird Diabetes oder seine Vorstadien jedoch rechtzeitig erkannt und entsprechend behandelt werden, lassen sich die Folgeschäden vermeiden.
Welchen Einfluss hat die Ernährung?
Für Stoffwechselgesunde und Diabetiker gelten die gleichen Empfehlungen einer gesunden Ernährung.
. Hauptbestandteile des täglichen Speiseplans sollen sein:
- pflanzliche Lebensmittel
- Gemüse
- Hülsenfrüchte
- Obst
- Vollkornprodukte
- 1-2 Mal wöchentlich Fleisch und Fisch ist erlaubt
Welche Rolle spielen die Kohlenhydrate?
Eine zentrale Rolle in der Ernährung des Diabetikers spielen die kohlenhydratreichen Lebensmittel.
Diese können einfache oder komplexe Kohlenhydratlieferanten sein.
Der Kohlenhydratanteil wird im Laufe des Verdauungsprozesses vollständig zu Glucose abgebaut und bewirkt in der Folge einen Blutzuckeranstieg. Wie hoch der Anstieg des Blutzuckers ausfällt, hängt von der Auswahl der Kohlenhydrate ab. Werden überwiegend einfache Kohlenhydrate gegessen, so liegt die Glucose bereits in der Form vor, in der sie direkt ins Blut übertritt und schnell den Blutzucker erhöht. Bei den komplexen Kohlenhydraten liegen die Glukosemoleküle zu Beginn noch als fest verbundene Kette vor und müssen erst gespalten werden. Dadurch steigt der Blutzuckerspiegel deutlich langsamer und mäßiger an.
Lebensmittelgruppe Aufnahmegeschwindigkeit
in die Blutbahn
Traubenzucker, zuckerhaltige Getränke, Honig, Süßigkeiten schießen ins Blut Haushaltszucker, Weißmehlprodukte, unverdünnter Saft, Obst
strömen ins Blut Vollkorngetreideprodukte, Kartoffeln fließen ins Blut Kohlenhydrate aus Milch tropfen ins Blut Kohlenhydrate aus Gemüse, Hülsenfrüchte sickern ins Blut
Professionelle Hilfe nutzen bei Diabetes mellitus
Vor allem für Typ 2 Diabetiker ist das Erreichen eines normalen Körpergewichts von großer Bedeutung, da in den meisten Fällen eine Reduktion des Gewichts zu einer Verbesserung oder sogar Normalisierung der Blutzuckerwerte führt.
Bei der Umsetzung, hin zu einer ausgewogenen, energieangepassten und abwechslungsreichen Ernährung, bietet die professionelle Unterstützung einer Ernährungsberatung große Hilfe.
Wichtige Schlagwörter zu Diabetes mellitus - kurz erklärt!
Hyperglykämie
Krankhaft vermehrte Menge an Glukose im Blut.
Hypoglykämie
Absenkung der Glukosemenge im Blut unter den physiologischen Normwert.
Glukose
Traubenzucker= Dextrose
Nüchternblutzuckerwert
Der Blutzuckerwert wird, anhand einer Blutprobe, vor dem Frühstück bestimmt.
oGTT
Oraler Glukosetoleranztest; wird morgens nüchtern durchgeführt. Eine definierte Menge an Zucker wird in Wasser gelöst und getrunken. Jeweils 2h vor und zwei Stunden nach dem Trinken wird der Blutzuckerwert gemessen.
Gelegenheitsblutzucker
Blutzuckerwert zu einem beliebigen Zeitpunkt gemessenen.
HbA1c
Verzuckertes Hämoglobin. Die Bezeichnung HbA1c – auch Langzeitblutzucker oder „Blutzuckerlangzeitgedächtnis“ genannt – steht für eine Ausprägung des Hämoglobin, abgekürzt „Hb“. Auch bekannt als roter Blutfarbstoffe an den Glucose andockt. Der HbA1c-Wert lässt Rückschlüsse zu, wie hoch der Blutzucker in den letzten zwei bis drei Monaten war. Mit diesem Wert lässt sich sowohl ein Diabetes mellitus diagnostizieren, als auch abschätzen, wie gut die Diabetes-Einstellung des Patienten hinsichtlich Ernährung und Medikamente ist.
Arteriosklerose
Ablagerung von Fett und Kalk in den Blutgefäßen; in Folge kann es zu einem Schlaganfall oder Herzinfarkt kommen
Arterielle Verschlusskrankheit (aVK)
Störung der arteriellen Durchblutung
Periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK)
Auch Schaufensterkrankheit genannt, Störung der arteriellen Durchblutung der Extremitäten
Makroangiopathie
Durchblutungsstörung der großen Blutgefäße
Mikroangiopathie
Durchblutungsstörung der kleinsten Blutgefäße
Retinopathie
Schädigung der Blutgefäße in der Netzhaut
Nephropathie
Schädigung der Blutgefäße in der Niere
Neuropathie
Schädigung im Nervensystem
Metabolisches Syndrom
Auch tötliches Quartett genannt, ist eine Sammelbezeichnung verschiedener Beschwerden/Krankheiten sowie Risikofaktoren für Herz- und Kreislauferkrankungen:
- Abdominelle Fettleibigkeit,
- Bluthochdruck
- veränderte Blutfettwerte
- Insulinresistenz