Therapie bei Gicht: Gicht durch Ernährung nachhaltig lindern

Eine bedarfsgerechte Ernährung kann den Harnsäurespiegel im Körper senken und Gicht somit positiv beeinflussen. Machen Sie noch jetzt den ersten Schritt für ein beschwerdeärmeres Leben! Unsere Fachkräfte unterstützen Sie gerne dabei.

Die richtige Ernährung bei Gicht (Hyperurikämie)

Gicht wird durch einen zu hohen Harnsäurespiegel im Körper (Hyperurikämie) ausgelöst. Die richtige Ernährung bei Gicht kann dabei helfen, die erhöhten Harnsäurewerte zu senken und Gichtanfälle zu verringern oder vorzubeugen. Deshalb ist es wichtig zu wissen, was Sie bei Gicht essen sollten.

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Kategorie: Gicht und Hyperurikämie, Stoffwechselerkrankungen

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Junge Frau steht in der Küche am Mixer und bereitet sich einen Smoothie aus frischem Obst un Gemüse zu.

Welche Ernährung kann bei Hyperurikämie und Gicht helfen?

Das oberste Ziel einer Ernährungstherapie bei Gicht ist die Senkung der Harnsäurekonzentration. Dies vermeidet weitere Anfälle und wendet einen chronischen Verlauf ab. Die Ernährung bei Gicht hat dabei einen wesentlichen Einfluss.

Welche Lebensmittel sind für eine Ernährung bei Gicht geeignet?

Verschiedene Lebensmittel können den Harnsäurespiegel im Körper weiter erhöhen oder absenken. Eine an die Hyperurikämie angepasste Ernährung kann Gichtanfälle vorbeugen oder lindern.

Was Sie für die richtige Ernährung bei erhöhter Harnsäure besser meiden sollten

Tabelle zum Download

Ungeeignete Lebensmittel bei Gicht

Was Sie lieber meiden sollten:

Warum?

Purine

Purine sind natürliche Substanzen, die sowohl in tierischen als auch in pflanzlichen Nahrungsmitteln vorkommen. Die Purine in tierischen Lebensmitteln (Fleisch, Fisch und Schalentiere) werden im Körper zu Harnsäure umgewandelt. Folglich erhöhen sie die Harnsäurekonzentration.

Fruktose

Im Gegensatz zu den anderen Zuckerarten hat Fruktose einen Einfluss auf den Harnsäurespiegel. So steigt zum Beispiel nach dem Verzehr von Softdrinks innerhalb von zwei Stunden der Harnsäurespiegel an.

Alkohol

Gerade Alkohol gilt aus Auslöser für Gichtanfälle, er hemmt die Ausscheidung von Harnsäure. Schätzungsweise ist jede zwölfte Erkrankung des Harnsäurestoffwechsels auf Alkoholkonsum zurückzuführen.

Fasten

Bei strengen Fastenkuren wird Muskelmasse zu Eiweiß abgebaut, dies erhöht den Harnsäurespiegel. Inwieweit Intervallfasten, das derzeit im Trend liegt, den Harnsäurestoffwechsel beeinflusst, wurde bisher nicht untersucht. Vermutlich hat aber die Dauer des Nahrungsverzichts Einfluss auf den Harnsäurespiegel. Die beliebte 16:8-Methode, bei der 16 Stunden gefastet und innerhalb von 8 Stunden gegessen wird, scheint dagegen keine Gichtanfälle auszulösen.

Was für eine Ernährung bei Hyperurikämie empfehlenswert ist

Geeignete Lebensmittel bei Gicht

Empfehlungen bei Gicht:

Warum?

Kaffee

Personen, die täglich 4 bis 6 Tassen Kaffee konsumieren, haben einen niedrigeren Harnsäurespiegel. Die genaue Funktionsweise ist zwar noch nicht bekannt, aber vermutlich fördern bestimmte Inhaltstoffe die Ausscheidung von Harnsäure.

Milchprodukte

Anders als Fleisch steigern Milchprodukte die Ausscheidung von Harnsäure und können nachweislich den Harnsäurespiegel senken.

Viel Flüssigkeit

Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr von ca. zwei Litern pro Tag unterstützt die Harnsäureausscheidung.

Moderate Gewichtsabnahme

Jede dritte Gichterkrankung ist auf Übergewicht und Adipositas zurückzuführen. Eine langsame Reduktion des Körpergewichts senkt den Harnsäurespiegel effektiv.

Muss ich für die richtige Ernährung bei Gicht Purine komplett meiden?

Lange Zeit wurde in der Ernährungstherapie bei Gicht eine deutliche Senkung der Purinzufuhr angestrebt durch eine

  • purinarme Ernährung: maximal 170 mg täglich, entspricht einer Harnsäurebildung von 500 mg
  • streng purinarme Ernährung: maximal 100 mg täglich, entspricht einer Harnsäurebildung von etwa 300 mg

Die Wirksamkeit einer purinarmen Ernährung bei erhöhten Harnsäurewerten konnte in Studien bisher nicht eindeutig belegt werden.

Da die Ursache für diese Stoffwechselerkrankung überwiegend in den Genen zu finden ist, sind viele Betroffene auf eine harnsäuresenkende Arzneimitteltherapie angewiesen. Eine purinarme Ernährung ergänzend zur Arznei bringt hier keinen weiteren Nutzen. Sie schränkt zudem die Auswahl an Nahrungsmitteln stark ein.

Welche Lebensmittel enthalten Purine und sind für die Ernährung bei Hyperurikämie weniger empfehlenswert?

Letzen Endes sind es üppige Fleischmahlzeiten, die Gichtanfälle auslösen können. Aber auch Hülsenfrüchte (Erbsen, Bohnen, Sojabohnen) und einige Gemüsesorten (Brokkoli, Spinat, Spargel) können purinreich sein. Inzwischen ist jedoch bekannt, dass sie nur einen geringen Einfluss auf die Harnsäurebildung im Körper haben.

Der Verzehr von pflanzlichen purinreichen Nahrungsmitteln muss bei Gicht daher nicht eingeschränkt werden. Dennoch ist es sinnvoll einen moderaten Fleischkonsum anzustreben und sehr purinreiche Lebensmittel wie

  • Innereien (Leber, Bries, Lunge oder Nieren)
  •  fette Fischwaren (Anchovis, Hering, Sprotten, Sardellen oder Ölsardinen)
  • sowie die Haut von Schweinen oder Geflügel

zu meiden.

Zusammenfassend lassen sich damit Ernährungsempfehlungen für Gicht und Hyperurikämie ableiten, die alltagstauglich und nicht von Purintabellen bestimmt sind.

Ausgewogene Mahlzeit aufgeteilt in vier Schalen zum Mitnehmen.

Gicht behandeln: Symptome und Anfälle lindern

Mit einer bedarfsgerechten Ernährung können Sie Ihren Harnsäurespiegel im Blut senken und damit Ihre Beschwerden entscheidend verbessern. Unsere Ernährungstherapeut:innen helfen Ihnen gerne dabei, Ihre Ernährung umzustellen und so Ihren Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen. Machen Sie den ersten Schritt, um Ihr Wohlbefinden zu steigern!

Tipps für die richtige Ernährung bei Gicht:

  • Decken Sie Ihren Energiebedarf überwiegend aus Gemüse, Hülsenfrüchten, Obst, Vollkorn- und Milchprodukten. Nüsse, Fisch und Geflügel können ergänzt werden. Orientieren Sie sich hierbei an den Empfehlungen der mediterranen Kost.
  • Beschränken Sie Ihren Fleischkonsum auf drei bis vier Portionen pro Woche. Rotes Fleisch (Rind, Lamm, Schwein, Wild) sollte nur in Maßen gegessen werden.
  • Fisch ist Bestandteil einer gesunden Ernährung. Daher sollte er ein- bis zweimal pro Woche gegessen werden. Verzichten Sie aber auf Krustentiere und Muscheln.
  • Meiden Sie fruktosereiche Lebensmittel wie Softdrinks, Fruchtsäfte oder Smoothies. Fruktosereiche Obstsorten (Weintrauben, Äpfel und Birnen) sollten seltener verzehrt werden.
  • Konsumieren Sie selten (mindestens drei alkoholfreie Tage pro Woche) oder besser gar keine alkoholischen Getränke. Verzichten Sie auf Biergetränke.
  • Trinken Sie mindestens zwei Liter pro Tag. Geeignete Getränke sind Mineralwässer, Tee ohne Zucker und Kaffee. Drei bis vier Tassen Kaffee pro Tag können sich positiv auf den Harnsäurespiegel auswirken.

Was kann die Therapie bei Gicht außerhalb der Ernährung unterstützen?

Eine an Gicht angepasste Ernährung und regelmäßige körperliche Bewegung (mindestens 2 bis 3 Mal pro Woche) führen langfristig zu einer Gewichtsreduktion, die den Harnsäurespiegel positiv beeinflusst.

Quellen:

  • Hahn, A., Ströhle, A. und Wölte, M. (2016): Ernährung Physiologische Grundlagen, Prävention, Therapie, 3. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart
  • Ströhle, A., Hahn, A. und Wölte, M. (2021): Gicht – Pathophysiologie und Ernährungsepidemiologie. Ernährung im Fokus. Ernährung und Gesundheit, Seite 050 bis 056
  • Metternich, K. (2014): Essen und Trinken bei Hyperurikämie und Gicht. Ernährungs Umschau 4, Seite S13 bis S16
  • Fachgesellschaft für Ernährungstherapie (FET) e. V.: Hyperurikämie und Gicht – Krankheitsbild und Ernährungstherapie, https://fet-ev.eu/hyperurikaemie-gicht-ernaehrungstherapie/