Reizdarmsyndrom: Symptome, Ursachen und Behandlung

Bei wiederkehrenden Verdauungsbeschwerden ohne körperliche Ursache wird häufig ein Reizdarmsyndrom diagnostiziert. Die Ursachen und Symptome bei einem Reizdarm sind vielfältig, lassen sich jedoch mit unterschiedlichen Maßnahmen gut behandeln.

Autor:in: Heike Wundram

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Kategorie: Magen- / Darmbeschwerden, Reizdarmsyndrom

4 Min. Lesezeit
Älterer Mann sitzt und hat Schmerzen im Bauch.

Was ist ein Reizdarm?

Das Reizdarmsyndrom oder auch nervöser Darm oder Reizkolon, ist eine funktionelle Störung zwischen vegetativem Nervensystem und der Darmmuskulatur. Für die damit einhergehenden chronischen oder rezidivierenden Verdauungsbeschwerden sind bisher allerdings weder die genauen Ursachen noch der Erkrankungsmechanismus genau bekannt. Dementsprechend handelt es sich um Beschwerden ohne eindeutige körperliche Ursache. Sie treten stets im Zusammenhang mit der Nahrungsaufnahme auf.

Ein Reizdarmsyndrom ist nicht gefährlich, kann aber im Alltag belastend sein. Es ist nicht heilbar, kann aber durch verschiedene Maßnahmen gelindert werden. Erfolg verspricht beispielsweise eine Ernährungstherapie bei Reizdarm.

I.d.R. sprechen Fachleute von einem Reizdarmsyndrom, wenn

  • die Patient:innen mindestens über drei Monate von diffusen Verdauungsbeschwerden und einen veränderten Stuhlgang berichten
  • die Patient:innen bei deutlich eingeschränkter Lebensqualität Hilfe suchen
  • die Beschwerden sehr wahrscheinlich nicht durch andere Krankheiten hervorgerufen werden
  • die Krankheitszeichen mindestens einmal pro Woche auftreten

Dabei werden mit dem Reizdarmsyndrom vor allem drei Störungen in Verbindung gebracht:

  • Eindringen von schädlichen Bakterien und Stoffen mit Allergiepotenzial in die Darmwand
  • Eine Verschiebung des Gleichgewichts zwischen nützlichen und potenziell schädlichen Darmbakterien (siehe auch Abschnitt „Das Mikrobiom“)
  • Eine Überempfindlichkeit des Darms mit verstärktem Schmerzempfinden und Entzündungsreaktionen.

So häufig tritt das Reizdarmsyndrom auf

Beim Reizdarmsyndrom handelt es sich um eine sehr häufig auftretende Erkrankung. Schätzungen gehen davon aus, dass zwischen 10 und 20 % der deutschen Bevölkerung darunter leiden. Es tritt meistens das erste Mal zwischen dem zwanzigsten und dreißigsten Lebensjahr auf. Dabei sind Frauen etwa doppelt so häufig betroffen als Männer.

Eine junge Frau sitzt mit Bauchschmerzen auf dem Sofa.

Die Ursache eines Reizdarms

Eine eindeutige Pathogenese ist bisher nicht erforscht. Doch gibt es mittlerweile zahlreiche Theorien über die Ursache von einem Reizdarm. So wird vermutet, dass u.a. überempfindliche Darmnerven, Störungen der Darmmuskulatur, Veränderungen der Darmflora und Entzündungen der Darmwand eine Rolle spielen.

Zudem tritt das Reizdarmsyndrom verstärkt bei Menschen auf, die schon einmal eine starke Darminfektion mit Fieber und heftigem Durchfall hatten oder Antibiotika eingenommen haben.

Eine erbliche Veranlagung, aber auch psychische Belastungen, Stress, Ernährungsgewohnheiten und Lebensmittelunverträglichkeiten werden als mögliche Ursachen für einen Reizdarm gehandelt. Diese können jedoch auch Folge eines Reizdarms sein.

Wie ein Reizdarm mit der Psyche zusammenhängt

Bereits erforscht: Beim Reizdarmsyndrom wird eine Veränderung der Botenstoffe, die Signale zwischen Darm und Hirn vermitteln, beobachtet. Dabei scheint insbesondere der als Glückshormon bekannte Botenstoff Serotonin, der zu über 90 % im Darm gebildet wird, eine wichtige Rolle zu spielen. Er ist entweder erniedrigt oder erhöht, was sich u.a. direkt auf die Darmbewegungen auswirkt.

Wie ein Reizdarm mit dem Mikrobiom zusammenhängt

So unterschiedlich das Reizdarmsyndrom individuell auftritt, so ist doch i.d.R. bei den Patient:innen ein gestörtes Mikrobiom festzustellen. Egal, ob ursächlich oder als Folgeerscheinung.

Unter Mikrobiom versteht man die Gemeinschaft der Mikroorganismen im Körper (Bakterien, Viren und Pilze). Davon befinden sich die meisten im Darm. Früher wurde dafür der Begriff Darmflora verwendet. Die Mikroorganismen im Darm helfen dem Körper bei der Zersetzung der Nahrung. Dabei helfen sie bei der Verwertung von Nährstoffen, produzieren Vitamine und unterstützen so das Immunsystem.

Je besser das Mikrobiom entwickelt ist, desto größer ist die Chance auf eine regelmäßige und gesunde Darmentleerung. Ist es gestört, können o.g. Symptome eines Reizdarmsyndroms auftreten.

Umgang mit einem Reizdarm: Endlich beschwerdefrei leben!

Die Symptome eines Reizdarms lassen sich oft gut in den Griff bekommen. Ein wichtiger Faktor ist dabei eine ausgewogene Ernährung, die den Darm schont und das Mikrobiom aufbaut. Eine professionelle Ernährungstherapie ist der erste Schritt, um Ihre Ernährung individuell an Sie anzupassen und so Ihre Lebensqualität zurückzubekommen.

Frau steht in der Küche und hält eine Schale, die mit frischem Salat gefüllt ist.

Wie wird ein Reizdarm festgestellt?

Aufgrund des Fehlens einer eindeutigen körperlichen Ursache erfolgt die Diagnostik des Reizdarmsyndroms nach dem Ausschlussprinzip. Erst, wenn andere möglichen Ursachen mit einer vergleichbaren Symptomatik ausgeschlossen sind, erfolgt die Diagnose. Ausgeschlossen werden müssen z.B.

  • wiederkehrende Infekte
  • Nahrungsmittelunverträglichkeiten
  • Nahrungsmittelallergien
  • Fehlbesiedlungen des Darms durch Bakterien, Viren oder Pilze
  • chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa
  • Tumore im Darm

Folgende Untersuchungen werden durchgeführt, um einen Reizdarm festzustellen:

  • Anamnese
  • Magen- und Darmspiegelung
  • Ultraschall des Bauches
  • Blutuntersuchung mit Blutbild, Leberenzymen, Salzen, Schilddrüsen- und Nierenwerten
  • Stuhluntersuchung
  • Atemtests

Symptome bei einem Reizdarm

Typische Symptome eines Reizdarms sind anhaltende Bauch- oder Unterleibsschmerzen, Krämpfe sowie veränderter Stuhl (Verstopfung und/oder Durchfall). Dabei haben Frauen mehr mit Verstopfung und Männer eher mit Durchfall zu kämpfen. Es kann jedoch auch abwechselnd zu Verstopfung oder Durchfall kommen.

Weitere Anzeichen können Völlegefühl, Blähungen oder schleimiger Ausfluss sein.

Ausprägung und Kombination der Symptome beim Reizdarmsyndrom sind individuell unterschiedlich.
U.a. folgende Erkrankungen und Symptome treten häufig begleitend zu einem Reizdarm auf:

  • Migräne
  • Chronisches Fatigue-Syndrom
  • Fibromyalgie-Syndrom
  • Reizmagen
  • Depression und Angststörungen
  • Essstörungen

Wirksame Behandlung: Was Sie selbst bei einem Reizdarmsyndrom tun können

O.g. Ausführungen lassen darauf schließen, dass eine Behandlung des Reizdarms durch eine individuelle Ernährungsumstellung zu deutlichen Erleichterungen bei den betroffenen Patient:innen führen kann. Gerade das Mikrobiom ist häufig durch eine nicht-medikamentöse Therapie gut in den Griff zu bekommen.

Zusätzlich zur Ernährungstherapie können jedoch Maßnahmen wie regelmäßige Bewegung, psychologische Verfahren und Änderungen der Lebensgewohnheiten immer wieder zu einer Verbesserung der Situation einzelner an Reizdarmsyndrom-Erkrankten führen.

Junge Frau und junger Mann dehnen sich draußen in der Natur.

Quellen:

  1. Die Ernährungs-Docs – Podcast, 06.02.2023
  2. Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) – gesundheitsinformation.de – Reizdarmsyndrom, 22.02.2023
  3. Dr. Martina Melzer – Reizdarmsyndrom: Was steckt dahinter?, 29.09.2021
  4.  Branchen-News – Syxyl GmbH & Co. KG – Reizdarmsyndrom: Verstopfung, Durchfall, Bauchschmerzen, 29.10.2020
  5. DIE PTA IN DER APOTHEKE – Forschung Pharma Reizdarmsyndrom, April 2020

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