So wichtig ist achtsames Essen
Achtsames Essen soll allen Ablenkungen bei Mahlzeiten entgegenwirken und uns wieder das Genießen lehren. Das hat auch Vorteile für unsere Verdauung und unser Wohlbefinden. Mit ein paar einfachen Übungen lernen Sie, achtsam zu essen.
Was ist Achtsamkeit?
Mit dem Begriff „Achtsamkeit“ wird ein Zustand beschrieben, in dem man vollkommen im Hier und Jetzt ist und sich und seine Umwelt ganz bewusst wahrnimmt – quasi das genaue Gegenteil von Multitasking. Das Wort „bewusst“ hat hier eine große Bedeutung. Man entscheidet sich ganz bewusst, also mit vollem Bewusstsein, einer Sache völlige Aufmerksamkeit zu schenken und sie bewertungsfrei wahrzunehmen.
Wie häufig passiert es uns im Alltag, dass wir ganz unbewusst Dinge tun, an die wir uns später nicht mehr erinnern können? Wie oft haben Sie im letzten Monat Ihren Schlüssel gesucht oder nicht mehr gewusst, wo Sie ihr Handy das letzte Mal hingelegt haben? All das sind Resultate von Unachtsamkeit.
Was genau bedeutet „achtsames Essen“?
In Bezug auf das Essen geht es darum, auch dabei mit seiner vollen Aufmerksamkeit bei der Sache zu sein. Dies beginnt bereits beim Einkauf, setzt sich bei der Zubereitung fort, bis die Speise letztendlich auf dem Teller landet und man diese dann ganz bewusst und achtsam verzehrt.
Halten Sie einmal eine Minute inne und überlegen, wie achtsam Sie Ihre letzte Speise eingenommen haben. Waren Sie mit Ihrer Aufmerksamkeit bei der Speise oder haben Sie nebenbei die Zeitung gelesen, vor dem PC gesessen, Telefonate geführt oder nur schnell nebenbei die Nachrichten auf Ihrem Handy gecheckt? Wie oft haben Sie sich die Zeit für die Pause gespart und mal eben nebenbei gegessen, um die vielen Aufgaben bei der Arbeit rechtzeitig bewältigen zu können?
Sie haben das Gefühl, schon achtsam zu essen und sich nicht von Kleinigkeiten ablenken zu lassen? Super! Aber lassen Sie uns einmal prüfen, ob dies wirklich so ist.
Wenn Sie beim Essen sind, wo sind Ihre Gedanken? „Beim Essen!“, würden Sie wahrscheinlich antworten. Aber meist sind wir eigentlich eher damit beschäftigt, schon die nächste Gabel zuzubereiten, als mit dem, was wir eigentlich im Mund haben. Haben Sie sich nun ertappt gefühlt? Sie können das ändern und achtsames Essen mit bestimmten Übungen zu einer Gewohnheit machen.
Warum ist achtsames Essen sinnvoll?
Wer es schafft, achtsam zu essen, profitiert von so einigen Vorteilen. Das Esstempo wird automatisch verlangsamt, wodurch ein Sättigungsgefühl schneller eintritt und auch besser wahrgenommen wird. Zudem bekommt das Gehirn signalisiert, dass es nun etwas Leckeres zu essen gibt, was den Appetit auf ungeplante Snacks z.B. am Nachmittag reduziert. Auch auf unsere Verdauung hat es einen positiven Einfluss, denn „gut gekaut ist halb verdaut“. Wir schlucken auch weniger Luft, wodurch im Allgemeinen die Verträglichkeit der Speisen verbessert wird.
Die Liste der Vorteile ist lang, die der Nachteile eher kurz. Abgesehen von dem Fakt, dass Achtsamkeit in unserer Gesellschaft eher eine Seltenheit ist und das Erlernen einiges an Durchhaltevermögen erfordert, gibt es keine relevanten Nachteile. Es lohnt sich also, Übungen für achtsames Essen in den Alltag zu integrieren.
Die Vorteile von achtsamem Essen auf einen Blick
- höhere Wertschätzung gegenüber den Lebensmitteln
- größere Freude am Essen
- schnellere Sättigung sowie bessere Wahrnehmung (verhindert ein Überessen und fördert die Zufriedenheit)
- bessere Verträglichkeit
- besseres Körpergefühl
- unterstützt das Erreichen eines Wohlfühlgewichtes, ganz ohne strikte Verbote
- sorgt dafür, dass Essen wieder zu einem nicht stressbehafteten Thema wird und positiv assoziiert wird
Wie lerne ich, achtsam zu essen?
Der Einstieg in ein achtsames Essverhalten beginnt bei Ihnen selbst!
Prüfen Sie den Status quo, um herauszufinden, in welchen Punkten, Sie noch an sich arbeiten dürfen.
- Warum esse ich?
- Habe ich ein Hungergefühl? Wie fühlt sich das an?
- Habe ich ein Sättigungsgefühl? Wie fühlt sich das an?
- Wann überkommt mich Appetit?
- Wie viel Zeit nehme ich mir zum Essen?
- Was esse ich?
- Wie esse ich? (Im Stehen, am Tisch, etc. )
- Wann esse ich nebenbei?
- Wann landet etwas unbewusst in meinem Mund?
- Wie viel Knabbereien vertilge ich in der Woche?
- Wie häufig trinke ich Alkohol?
- Was und wie viel trinke ich?
- Was esse ich gerne/ nicht gerne?
- Worauf lege ich Wert?
- Wie fühle ich mich vor/ während/ nach dem Essen?
- Wann/wo/ mit wem esse ich besonders gerne? Wann/wo/mit wem nicht?
- …
Wenn Sie erkannt haben, wo Sie Ihr Essverhalten verbessern können, können Sie bewusst daran arbeiten und die Achtsamkeit in diesen Momenten erhöhen. Wie wir nun bereits wissen, geht es bei der Achtsamkeit um das bewusste Wahrnehmen. Wie aber komme ich dahin? Hilfreich sind hier die W-Fragen, die Sie sich beim Essen stellen können.
- Wie schmeckt es? Welche Gewürze schmecke ich?
- Welche Konsistenz hat die Speise? Wie verändert sich die Textur beim Kauen/Lutschen?
- Wie warm/kalt ist die Speise? Wie salzig oder süß?
Bedienen Sie sich dieser Palette und versuchen Sie, die Speise oder das Lebensmittel ganz bewusst wahrzunehmen. Durch die aktive Nutzung Ihrer Sinne sind Sie automatisch im Hier und Jetzt.
Hier noch ein paar Tipps:
- Vermeiden Sie Vergleiche mit anderen.
- Beobachten Sie nur, bewerten Sie nicht.
- Versuchen Sie, sich auf die positiven Dinge zu konzentrieren.
Achtsamkeit lernen
Bewusst essen und wohlfühlen!
Langsames, achtsames Essen beschert nicht nur mehr Genuss, sondern verbessert auch unsere Verdauung und damit unser Wohlbefinden. Unsere Ernährungsberater:innen wissen um die Wichtigkeit des richtigen Essverhaltens und können Ihnen dabei helfen, Achtsamkeit zu erlernen. Holen Sie sich Unterstützung für eine positive Einstellung zum Essen!
Verschiedene Übungen, um achtsames Essen zu lernen
Lebensmittel neu wertschätzen
Selbst gepflanzte, behütete und gepflegte Erdbeeren isst man zum Beispiel automatisch viel achtsamer. Zum einen, weil man weiß, wie viel Arbeit darin steckt, und zum anderen, weil das Vorhandensein begrenzt ist. Man genießt diese eine reif gewordene Erdbeere und nimmt Sie viel bewusster wahr. Meist fällt uns dann auf, wie viel mehr Geschmack diese von uns behütete Erdbeere hat. Mit Sicherheit trägt hier aber auch das achtsame Genießen seinen Teil bei. Denn ganz überraschenderweise nehmen wir so viel mehr von dem Geschmack wahr.
Besteck weglegen
Ein weiterer Trick ist es, das Besteck beim Essen abzulegen, und zwar so lange bis der Mund wieder leer ist. So sorgt man dafür, dass man wirklich konzentriert bei dem ist, was man im Mund hat und nicht schon die nächste Portion zurechtlegt. Sie werden merken, dass dieser Trick gar nicht so einfach ist. Seitdem Sie gelernt haben mit Messer und Gabel zu essen, wurde es Ihnen so gezeigt, Sie haben es so fortgeführt und nun sollen Sie es plötzlich anders machen. Und hier ist die Achtsamkeit beim Essen wichtig.
Seien Sie so sehr bei der Sache, dass Sie nicht aus Versehen beim Kauen wieder die Gabel zücken. Das passiert schnell. Nur einmal an den Einkaufszettel oder das morgige Meeting gedacht und schon ist es passiert. Erwarten Sie am Anfang nicht zu viel von sich. Aufmerksamkeit ist wie ein Muskel, der trainiert werden muss.
Familienspiel für Achtsamkeit
Sollten Sie die Mahlzeit im Rahmen der Familie einnehmen, lässt sich diese Übung super als Spiel verpacken. Die Spielregeln werden einmal kurz erklärt und jeder, der kauend mit Besteck in der Hand erwischt wird, bekommt einen Punkt. Der Teilnehmer mit den meisten Punkten muss den Tisch abräumen. Und schon ist die ganze Familie sehr bestrebt achtsam zu essen.
Diese Übungen können Ihnen dabei helfen, Ihr Essverhalten zu verändern. Um sich Ihrer Mahlzeit noch stärker widmen und achtsames Essen verinnerlichen zu können, hilft auch eine bestimmte Achtsamkeitsübung, die bewusstes Genießen lehrt. Sie können die Anleitung dazu direkt hier downloaden und loslegen.