Pescetarische Ernährung: Kein Fleisch, aber Fisch
Die pescetarische Ernährung verzichtet auf Fleisch, erlaubt jedoch den Verzehr von Fisch und Meeresfrüchten – und unterscheidet sich damit von anderen vegetarischen Ernährungsformen. Welche Bedeutung Fisch in dieser Ernährungsweise hat und welche Auswirkungen dies auf Gesundheit, Umwelt und Tierwohl hat, erfahren Sie im folgenden Beitrag.

Was bedeutet pescetarische Ernährung?
Der Begriff „pesce“ stammt aus dem Italienischen und bedeutet „Fisch“. Eine pescetarische Ernährung beschreibt eine Ernährungsweise, bei der kein Fleisch, aber Fisch und andere Meerestiere gegessen werden. Oftmals wird die pescetarische Ernährungsweise als vegetarisch bezeichnet, wobei ein Ovo-Lacto-Vegetarier außer pflanzlichen Lebensmitteln zusätzlich nur Milchprodukte und Ei isst, ein Pescetarier hingegen zusätzlich Fisch und Meerestiere wie Schalentiere und Tintenfisch.

Welche Gründe sprechen für Pescetarismus?
Ovo-Lacto-Vegetarier lehnen den Verzehr von Fleisch und Fisch oftmals aus Umwelt-, Klima- oder Tierschutzgründen, aber auch aus gesundheitlichen oder geschmacklichen Gründen ab. Betrachtet man Umwelt-, Klima- und Tierschutzaspekte, erscheint es keineswegs sinnvoller, Fisch und andere Meerestiere zu verzehren, während Fleisch gemieden wird – insbesondere angesichts von Problemen wie der Überfischung der Meere, der Zerstörung von Korallenriffen durch Schleppnetze oder der Verschmutzung der Ozeane durch entsorgte Fischernetze.
Aus gesundheitlicher Sicht gibt es jedoch Aspekte, die für den Fischverzehr sprechen – trotz möglicher Risiken wie Schwermetallbelastung oder Mikroplastik.
Gesundheitsvorteile des Fischkonsums
Proteinzufuhr
Durch geschickte Auswahl pflanzlicher Lebensmittel ist eine ausreichende Versorgung mit Proteinen auch bei pflanzenbetonter Ernährung möglich. Hierbei spielt nicht nur die Menge, sondern auch die Qualität eine große Rolle. Dennoch kann die Kombination aus pflanzlichen und tierischen Lebensmitteln die Versorgung verbessern, da sich dies positiv auf die Eiweißwertigkeit auswirkt. Bei Ovo-Lacto-Vegetariern stehen hier mit Ei und Milchprodukten schon einige Kombinationsmöglichkeiten mit pflanzlichen Lebensmitteln zur Verfügung. Fisch bietet hier zusätzliche Möglichkeiten und ist selbst ein guter Eiweißlieferant – aber auch ohne Fisch kann die Eiweißversorgung sichergestellt werden.
Omega-3-Fettsäuren
Einige Fischsorten enthalten eine außergewöhnlich gesunde Art an mehrfach ungesättigten Fetten: Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA). Diese wirken entzündungshemmend, können die Blutfette senken, die Fließeigenschaften des Blutes verbessern, Herz-Rhythmusstörungen vorbeugen, den Blutdruck senken, kognitive Funktionen verbessern und das Immunsystem positiv beeinflussen.
Auch pflanzliche Lebensmittel enthalten mit Alpha-Linolensäure mehrfach ungesättigte Fettsäuren, allerdings ist die Wirkung von EPA und DHA deutlich besser.
Jod
Jod ist ein lebensnotwendiges Spurenelement, welches für die Bildung von Schilddrüsenhormonen benötigt wird. Schilddrüsenhormone haben großen Einfluss auf den Stoffwechsel und somit auf den Energiestoffwechsel und damit auf das Körpergewicht, aber auch auf die Insulinproduktion und Cholesterinwerte, die Regulation der Körpertemperatur und auf die Psyche.
Für Erwachsene liegt die empfohlene Jodzufuhr bei 200 Mikrogramm/Tag bzw. ab 51 Jahren bei 180 Mikrogramm/Tag.
Unabhängig von der Ernährungsweise zählt Jod in Deutschland zu den kritischen Nährstoffen. Neben Symptomen wie z. B. Müdigkeit, die auch auf andere Ursachen zurückgeführt werden kann, ist die Entstehung eines Kropfes ein typisches Zeichen für einen Jodmangel. Die Mehrheit der Studien zeigt, dass Vegetarier und Veganer nochmals deutlich weniger Jod aufnehmen als Mischköstler wie Pescetarier.
Vielfach wird angenommen, dass der Verzehr von Jodsalz ausreichend für eine gute Jodversorgung ist. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung weist allerdings darauf hin, dass für eine ausreichende Jodversorgung sowohl 1-2 Portionen jodhaltiger Seefisch pro Woche gegessen als auch Jodsalz in der Zubereitung aller Speisen verwendet werden sollte. Darüber hinaus können auch Milch und Ei zur Jodversorgung beitragen, wenn die Tiere mit angereicherten Futtermitteln gefüttert wurden.
Jodgehalt ausgewählter Fischsorten
Da Seefisch die beste Jodquelle ist, empfiehlt sich eine pescetarische Ernährung aus Sicht der Jodversorgung. Hierbei sollte beachtet werden, dass Fisch aus Binnengewässern kaum Jod liefert.
Fischsorte | Jodgehalt in µg/ 100g |
---|---|
Schellfisch | 245 |
Seelachs | 200 |
Scholle | 190 |
Garnele | 130 |
Miesmuschel | 130 |
Kabeljau | 120 |
Rotbarsch | 100 |
Makrele | 75 |
Hering | 50 |
Thunfisch | 50 |
Lachs | 35 |
Sardine | 30 |
Seezunge | 17 |
Welche Fischarten sind empfehlenswert?
Unter gesundheitlichen Gesichtspunkten ist es sinnvoll, im Zusammenhang mit der Sicherstellung einer ausreichenden Jodversorgung Fische wie Schellfisch, Seelachs oder Scholle auszuwählen.
Im Hinblick auf die Zufuhr von Omega-3- Fettsäuren sind insbesondere Kaltwasserfische wie Lachs, Hering und Makrele empfehlenswert.
Schwermetallbelastung in Fisch
Fische nehmen Schwermetalle auf – am bekanntesten und mengenmäßig bedeutsamsten ist die Belastung mit Quecksilber. Auch Blei und Cadmium kommen vor, allerdings in geringeren Mengen. Der Grad der Anreicherung mit Schwermetallen in den Fischen hängt von Einflussfaktoren wie Fanggebiet, Sorte, Alter, Stellung in der Nahrungskette und Wachstumsgeschwindigkeit ab. Fische wie Kabeljau, Seelachs, Seehecht und Hering sind eher gering belastet, ebenso Fische aus Aquakulturen.
Besonders bei alten Raubfischen wie Schwertfisch, Haifisch oder Thunfisch kann es im Laufe ihrer Lebenszeit zur Anreicherung mit Schwermetallen und somit zu erhöhten Quecksilbergehalten und infolgedessen in Einzelfällen zur Überschreitung der Grenzwerte kommen.
Beim Verzehr von Thunfisch aus Dosen besteht jedoch meist kein Grund zur Sorge, da überwiegend kleine bzw. junge Thunfische verwendet werden.
Mikroplastik im Fisch
Erhebliche Sorgen bereiten Wissenschaftlern und Verbrauchern die hohen Mengen an Mikroplastik in unseren Meeren, die auch von den Meerestieren aufgenommen werden. Erfreulicherweise scheint es nicht zur Anreicherung im Verdauungstrakt der Tiere zu kommen, da bisher keine großen Mengen in entsprechenden Analysen gefunden wurden. Von besonderem Interesse für die menschliche Ernährung ist vor allem die Frage, ob Mikroplastik in das essbare Filet übergeht, was bisher nicht festgestellt werden konnte.
Über den Einfluss und das Vorkommen von Mikroplastik weiß man allerdings bisher generell nur wenig und das betrifft nicht nur die Meere. Es ist davon auszugehen, dass auch pflanzliche Lebensmittel davon betroffen sind. So wurde mittlerweile nachgewiesen, dass Salat und Weizen Mikroplastik aufnehmen und einlagern können.
Umwelt- und Tierwohl in der Fischerei und Aquakultur
Als Orientierungshilfe hat die Verbraucherzentrale-Sachsen eine Liste für nachhaltigeren Fischkonsum herausgegeben. Welcher Fisch empfehlenswert ist, hängt dabei von der Fischart, dem Fanggebiet und der Fangmethode ab.
Die „Guter Fisch“-Liste für den Kauf von Meeresfisch beinhaltet die Bestandsgrößen der gelisteten Fischarten und berücksichtigt ökologische Aspekte. Empfohlen wird aktuell der Kauf von Flunder, Scholle oder Kliesche aus der Ostsee, Seelachs aus der Barentssee, Schellfisch, Iberischer Stöcker, Echter Bonito und Weißer Thun. Als bedingt empfehlenswert wird der Kauf von Ketalachs, Alaska-Seelachs und Hering aus dem Golf von Riga eingestuft. Die Liste bezieht sich jedoch nicht auf Aquakulturen.
Unter Tierwohlaspekten scheint zunächst Wildfang sinnvoller zu sein, da jede Form von Massentierhaltung Probleme mit sich bringt. Dennoch empfiehlt selbst die EAT-Lancet Kommission im Rahmen der Planetary Health Diet – eine Ernährungsweise, die sowohl unsere Gesundheit als auch insbesondere die Ressourcen unseres Planeten im Fokus hat – die Auswahl von Fisch aus Aquakulturen aufgrund der Überfischung der Meere.
Fischsiegel als Orientierung für den Einkauf
Um herauszufinden, welcher Fisch unter Umwelt- und Tierwohlaspekten empfehlenswert ist, können Gütesiegel eine wichtige Orientierung bieten. Wünschenswert wäre ein staatlich eingeführtes und unabhängig kontrolliertes Siegel – bislang existiert dies jedoch nicht. Folgende Siegel bieten zumindest eine hilfreiche Orientierung:
- MSC (Marine Stewardship Council) – Siegel für Wildfisch
- ASC (Aquaculture Stewardship Council) – Siegel für Aquakulturen
- EU-Biosiegel – Siegel für Aquakulturen
- Naturland – Siegel für Wildfisch und Aquakulturen
- GAA-BAP (Global Aquaculture Alliance’s Best Aquaculture Practices) – Siegel für Aquakulturen, bei dem die Global Aquaculture Alliance die Standards festlegt und deren Einhaltung überwacht.

Fazit zur pescetarischen Ernährung
Im Vergleich zu Vegetariern essen Pescetarier auch Fisch, was insbesondere im Hinblick auf die Jodversorgung sehr empfehlenswert ist. Hierbei sollten Sie auf die Auswahl von Seefisch achten. Auch der Gehalt an Omega-3-Fettsäuren spricht für den Verzehr von Fisch, wobei Kaltwasserfische wie Lachs, Hering und Makrele besonders reich an EPA und DHA sind. Empfehlenswert sind 1–2 Seefischmahlzeiten pro Woche. Beim Einkauf können Gütesiegel wie ASC, MSC oder das EU-Biosiegel als Orientierung dienen.
Fisch mit Tomatenhaube
Zutaten (für 4 Personen):
600 g Fischfilet (z. B. Seelachs)
250 g Tomatenwürfel a. d. Dose oder frische Tomaten
30 g Parmesan
50 g Pinienkerne oder Mandeln, gehackt oder gemahlen
1 TL Rapsöl
1 Prise Salz, Pfeffer, evtl. Knoblauch, Oregano, Thymian
etwas Paniermehl zum Binden
Zubereitung:
- Das Fischfilet säubern und in Portionen schneiden. In eine mit Rapsöl gefettete Form legen.
- Für die Tomatenhaube die Tomaten in ein Sieb geben und den Saft ablaufen lassen oder die frischen Tomaten in kleine Würfel schneiden. Den Knoblauch schälen und fein würfeln. Anschließend die Tomatenwürfel mit den übrigen Zutaten vermengen.
- Die Auflage gleichmäßig auf dem Fisch verteilen und bei ca. 175 °C im Backofen ca. 10-15 Minuten bei Umluft backen.
Guten Appetit!
Quellen:
Bundeszentrum für Ernährung (BZfE). Überwiegend pflanzliche Ernährung. 2021 [zitiert 30. November 2024]. https://www.bzfe.de/service/news/aktuelle-meldungen/news-archiv/meldungen-2021/november/ueberwiegend-pflanzliche-ernaehrung/
Bundeszentrum für Ernährung (BZfE). Lebensmittelbezogene Empfehlungen der DGE. [zitiert 30. November 2024]. https://www.bzfe.de/ernaehrung/ernaehrungswissen/lebensmittelbezogene-empfehlungen-der-dge/
Bundeszentrum für Ernährung (BZfE). Fisch und Fischerzeugnisse. [zitiert 30. November 2024]. https://www.bzfe.de/ernaehrung/ernaehrungswissen/1001_1358_web.pdf
Bundeszentrum für Ernährung (BZfE). Fisch – Verbraucherschutz. [zitiert 30. November 2024]. https://www.bzfe.de/lebensmittel/vom-acker-bis-zum-teller/fisch/fisch-verbraucherschutz/
Verbraucherzentrale Hamburg. Den richtigen Fisch kaufen – mit der Guter Fisch-Liste. [zitiert 30. November 2024]. https://www.vzhh.de/guter-fisch-liste
Verbraucherzentrale Hamburg. Guter-Fisch-Liste 2024–2025. 2024 [zitiert 30. November 2024]. https://www.vzhh.de/sites/default/files/medien/136/dokumente/Guter-Fisch-Liste_2024-2025.pdf
Verbraucherzentrale NRW e. V. Fischsiegel und -label: Eine Orientierung für Ihren Einkauf. [zitiert 30. November 2024]. https://www.verbraucherzentrale.de/umwelt-haushalt/nachhaltigkeit/fischsiegel-und-label-eine-orientierung-fuer-ihren-einkauf-69877
Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. Jod. [zitiert 30. November 2024]. https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/jod/
Senser F, Scherz H, Hrsg. Der kleine Souci/Fachmann/Kraut: Lebensmitteltabelle für die Praxis. 2. überarb. und erw. Auflage. Stuttgart: Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft; 1991.