Ist Vollkorn gesund?
Wird Getreide weniger stark verarbeitet, spricht man von Vollkorn. Da dabei mehr Nährstoffe erhalten bleiben, sind Vollkornprodukte sehr gesund. Beim Kauf von Mehlen und Brot sollte der tatsächliche Vollkorngehalt jedoch immer geprüft werden. Man sollte sich nicht von der Optik täuschen lassen.
Was ist Vollkorn?
Vollkornprodukte wie Vollkornmehl, -brot, -nudeln, -flocken und Vollkorn- bzw. Naturreis werden aus dem ganzen Getreidekorn – also samt Schale und Keimling – hergestellt und sind dadurch besonders reich an wertvollen Inhaltsstoffen wie Vitaminen, Mineralstoffen (vor allem B‑Vitamine, Eisen, Zink und Magnesium), Ballaststoffen und sekundären Pflanzenstoffen.
Demgegenüber werden bei der Herstellung von Getreideprodukten aus niedrig ausgemahlenem Getreide, was auch als Auszugsmehl bezeichnet wird (z. B. Weißbrot und Mischbrot) sowie von geschältem bzw. weißem Reis die Schale und der Keimling und mit ihnen die Vitalstoffe weitgehend entfernt.
Wie groß der Unterschied im Nährstoffgehalt ist, erkennen Sie beispielsweise an den Mehlpackungen . Auf diesen finden sich Typennummern wie z. B. 405, 550, 1050, was nichts darüber aussagt, wie fein das Mehl gemahlen wurde, sondern angibt, wie hoch der Mineralstoffgehalt in Milligramm bezogen auf 100 g Mehl ist. Unser übliches Mehl hat die Typenbezeichnung „405“ und somit ca. 405 mg Mineralstoffe/100 g Mehl, was vergleichsweise wenig ist. Je größer die Typennummer, desto höher ist der Mineralstoffgehalt des Mehls. Bei Vollkornmehl wird keine Nummer angegeben, sondern das Mehl heißt dann Vollkornmehl.
Wie gesund ist Vollkorn?
Die gesunden Vorteile von Vollkornprodukten
Der Vorteil von Vollkornprodukten für die Gesundheit ist auf den im Vergleich zu Auszugsmehlprodukten höheren Anteil an wertvollen Inhaltsstoffen wie Vitaminen, Mineralstoffen, Ballaststoffen und sekundären Pflanzenstoffen zurückzuführen.
Bei Ballaststoffen handelt es sich um unverdauliche Nahrungsbestandteile, die fast ausschließlich in Pflanzen vorkommen. Es wird empfohlen mind. 30 g Ballaststoffe am Tag zu verzehren. Laut Nationale Verzehrsstudie II lag die durchschnittliche Ballaststoffzufuhr allerdings nur bei 18 g / Tag bei Frauen und bei 19 g / Tag bei Männern.
Hier ein praktisches Beispiel der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), welches zeigt, dass der Richtwert durchaus umsetzbarbar ist: „Der Richtwert lässt sich zum Beispiel durch ein Müsli zum Frühstück mit Haferflocken, Leinsamen und Birne, eine Suppe mit Linsen, Karotten und Kartoffeln zum Mittagessen sowie einen Nachtisch mit Rhabarber und Mandeln erreichen“.
Schwierig wird es, die empfohlene Menge zu erreichen, wenn überwiegend Weißmehlprodukte gegessen werden, wie es in Deutschland oftmals der Fall ist. Gekochte Vollkornnudeln liefern pro 100 g rund 5 g Ballaststoffe, gekochte weiße Nudeln aus Hartweizengrieß dagegen nur rund 2 g pro 100 g.
In der folgenden Tabelle finden Sie einige Mehlsorten und deren Ballaststoffgehalt aufgeführt. Es wird deutlich, dass die Vollkornmehle deutlich mehr Ballaststoffe enthalten. Die Vollkornvariante des Weizenmehls ist übrigens besser als ihr Ruf.
Getreide / 100 g | kcal | Kohlenhydrate (g) | Fett (g) | Eiweiß (g) | Ballaststoffe (g) |
---|---|---|---|---|---|
Vollkorn Weizen | 330 | 60 | 2 | 11 | 13 |
Weizen Type 405 | 348 | 72 | 1 | 10 | 2,8 |
Vollkorn Dinkel | 357 | 64 | 3,6 | 12,6 | 8,3 |
Vollkorn Roggen | 326 | 60 | 1,7 | 9,5 | 13,4 |
Vollkorn Buchweizen | 370 | 71 | 1,7 | 11,7 | 9,9 |
Hafervollkornflocken | 372 | 59 | 7 | 13,5 | 10 |
Warum sind die Ballaststoffe in Vollkornprodukten so gesund?
Eine ballaststoffreichere Ernährung zeigt schützende Wirkungen auf koronare Herzkrankheiten, Adipositas, Schlaganfall, Diabetes mellitus Typ 2, Gesamt- und LDL-Cholesterin, Hypertonie, Kolonkrebs und Brustkrebs und senkt das Sterblichkeitsrisiko insgesamt.
Ballaststoffe haben ein großes präventives Potenzial, welches aber zu wenig genutzt wird. Ballaststoffe wirken sich auf vielfältige Weise positiv auf unseren Körper aus, vor allem auf die Verdauung: sie beeinflussen die Transitzeit der Nahrung, Masse und Konsistenz des Stuhls und die Häufigkeit der Darmentleerung.
Die Kohlenhydrate gehen langsamer ins Blut über und der Anstieg des Blutzuckers ist nicht so hoch, dadurch reicht eine geringere Insulinausschüttung aus. Bei Auswahl von grobem Vollkornbrot wird der Blutzuckeranstieg im Vergleich zu fein gemahlenem sogar noch weiter verzögert. Die Sättigungswirkung ist besser und die präbiotische Wirkung wirkt sich positiv auf das Mikrobiom aus.
Wenn Sie eine hohe Ballaststoffzufuhr nicht gewohnt sind, sollte die Menge langsam gesteigert werden, denn in ungewohnt großen Mengen können sie anfangs zu Blähungen und Bauchschmerzen führen. Die verträgliche Menge kann individuell unterschiedlich sein. Da Ballaststoffe Wasser benötigen, um Quellen zu können, sollte auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr geachtet werden. Mindestens 1,5 Liter Wasser oder ungesüßten Kräuter oder Früchtetee sollten Sie täglich trinken.
Welche Nachteile kann Vollkorn haben?
Wie bereits erwähnt, kann die verträgliche Menge unterschiedlich sein – langfristig aufgrund persönlicher Unverträglichkeiten oder nur kurzfristig z. B. nach akuter Magen- oder Darmerkrankung.
Die „Anti-Nährstoffe“ Phytinsäure und Lektine stehen unter Verdacht, gesundheitsschädliche Wirkungen auf den Körper zu haben. Sie sind in Vollkornprodukten im Vergleich zu den Weißmehlsorten teilweise in höheren Mengen enthalten.
Was ist Phytinsäure?
Phytinsäure ist Bestandteil der äußeren Getreideschicht und bindet Mineralstoffe wie z.B. Calcium, Magnesium, Zink und Eisen, was dazu führt, dass sie ungenutzt ausgeschieden werden. Daher steigt für Zink die von der DGE empfohlene Zufuhrmenge bei steigender Phytinsäurezufuhr. Da Vollkornprodukte aber auch mehr Zink enthalten, entsteht daraus kein wirkliches Problem.
Was sind Lektine?
Lektine sind in zahlreichen pflanzlichen Lebensmitteln enthalten und übernehmen in der Pflanze wichtige Funktionen zum Schutz vor Krankheiten und Schädlingen.
In Maßen aufgenommen sind bei den meisten Lektinen keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen zu erwarten. Gluten ist das bekannteste Lektin und bereitet bei der Ernährung mit Glutenunverträglichkeit Probleme.
Bei bestimmten Lektinen, die vor allem in rohen Hülsenfrüchten vorkommen, kann es zu Übelkeit, Erbrechen und Durchfall kommen. Daher sollte bei Hülsenfrüchten auf sachgemäße Zubereitung geachtet werden.
Verschiedene Verfahren wie Einweichen, Keimen oder bei der Teigzubereitung können den Phytinsäuregehalt vermindern. Bei Brot aus Roggenvollkornmehl und -schrot lässt sich durch die Sauerteigführung ein vollständiger Phytinsäureabbau erzielen. Auch in Weizenvollkornbroten aus Hefeteig wird bei langer Teigführung immerhin die Hälfte der Lektine abgebaut. Allerdings ist lange Teigführung bei Brot aus einer Fabrik nicht unbedingt zu erwarten. Bei Unverträglichkeit lohnt es auszuprobieren, ob selbstgebackenes Brot oder Brot vom Bäcker besser vertragen wird.
Ballaststoffreiche Ernährung: Die gesundheitlichen Vorteile von Vollkorn nutzen!
Vollkornprodukte zeichnen sich durch einen hohen Nährstoffgehalt und eine gesunde Wirkung auf den Darm aus. Aufgrund Ihres präventiven Potentials sollten sie ausreichend in die Ernährung eingebaut werden. Unsere Fachkräfte unterstützen Sie gerne bei Ihrer Umstellung auf Vollkornprodukte und beraten Sie bei der richtigen Lebensmittelauswahl.
Wie können Sie gesundes Vollkornbrot erkennen?
Leider reicht es beim Kauf von Brot nicht aus, auf die Farbe zu achten. Viele Verbraucher vermuten, dass es sich bei dunklem Brot grundsätzlich um Vollkornbrot handelt. Auch bei Dreikorn, 6-Korn-, Körner-, Vital- oder Weltmeisterbrot könnte man annehmen, dass es sich um Vollkorn handelt, was aber selten der Fall ist.
Auch wenn sich Körner- und Vollkornbrot ähnlich anhören – nur der Begriff „Vollkorn“ ist gesetzlich geschützt: Vollkornbrot/-brötchen müssen mindestens 90 % Vollkornmehl oder -schrot enthalten. Dabei müssen die Körner aber nicht vollständig bzw. ganz erhalten bleiben, sondern können fein vermahlen sein.
Achten Sie daher immer auf den Namen und wenn daraus nicht hervorgeht, ob es sich um Vollkorn handelt, lesen Sie bei abgepacktem Brot das Zutatenverzeichnis. Wenn an erster Stelle Vollkorn steht, ist auch überwiegend Vollkorn enthalten. Beim Bäcker fragen Sie am besten das Fachpersonal, ob es sich um Vollkorn handelt.
Wichtig zu betonen ist, dass dies für alle Getreidesorten gilt. Es reicht nicht aus, bei der Auswahl von Brot auf Roggen oder Dinkel zu achten, sondern es sollten auch bei diesen Getreidesorten Roggenvollkorn- bzw. Dinkelvollkornbrot ausgewählt werden, um die gesündeste Variante zu erhalten.
Was für Brote gibt es und ist es Vollkorn?
Laut Deutschem Brotinstitut gibt es derzeit über 3.000 unterschiedliche Brotspezialitäten. Am liebsten werden in Deutschland Mischbrote (Mischung aus Weizen- und Roggenmehlen) gegessen, die fast ein Drittel aller verzehrten Brote ausmachen. Platz 2 belegt das Toastbrot (20,3 %), gefolgt von Broten mit Körnern und Saaten (15,2 %). Vollkornbrote werden nur in 10,5 % der Fälle verzehrt.
Hier einige Beispiele für verschiedene Brotsorten mit kurzer Beschreibung:
- Weißbrot: wird nur aus dem Mehlkörper hergestellt
- Mischbrot: das namensgebende Getreide muss 50-90 % ausmachen, es muss keinen Vollkornanteil enthalten
- Schwarzbrot: ist ein Roggenmischbrot (es gibt regionale Unterschiede)
- Mehrkornbrot: muss keinen Vollkornanteil besitzen, muss mit mind. drei verschiedenen Getreidearten hergestellt sein (jeweiliger Anteil mind. 5 %)
- Körnerbrot: meistens Weizenmischbrote mit verschiedenen Ölsaaten
- Vollkornbrot: muss mindestens 90% Vollkornmehl oder –schrot enthalten
- Pumpernickel: Vollkornbrot aus Roggenschrot (Ursprung: Soest)
- Knäckebrot: flaches getrocknetes Brot (oft aus Vollkorn)
- Grahambrot: feinvermahlenes Weizenvollkornbrot
Fazit: Ist Vollkorn nun die gesündere Option?
Für die meisten Menschen überwiegen klar die Vorteile von Vollkornprodukten! Sie sind wichtiger Bestandteil einer gesunden Ernährung und können dazu beitragen, die immer noch deutlich zu niedrige Ballaststoffzufuhr zu steigern. Beim Einkauf sollten Sie darauf achten, dass es sich tatsächlich um Vollkorn handelt.
Vollkorn-Crêpes mit Champignons
Zutaten (für 4 Personen):
2 Eier
250 ml Fettarme Milch
120 g Weizenvollkornmehl
ca. 20 g Rapsöl
1 Zwiebel
500 g Champignons
100 g Fettarmer Frischkäse
1 TL Schnittlauch
Salz, Pfeffer
Zubereitung:
- Das Mehl in eine Schüssel geben, mit den Eiern und der Milch zu einem glatten Teig verrühren und quellen lassen. In einer beschichteten Pfanne dünne Crêpes abbacken und warm stellen.
- Die Champignons putzen und in Scheiben schneiden. Die Zwiebel pellen und in Würfel schneiden.
- Eine Pfanne mit dem Öl einpinseln und erhitzen und darin die Zwiebeln anbraten, dann die Champignons dazu geben und mitdünsten. Mit Salz und Pfeffer würzen.
- Den fettarmen Frischkäse unterrühren und noch einmal abschmecken. Den Schnittlauch darüber streuen und die Crêpes damit füllen.
Guten Appetit!
Quellen:
https://www.ernaehrung.de/lebensmittel/
https://www.dge.de/gesunde-ernaehrung/faq/ausgewaehlte-fragen-und-antworten-zu-ballaststoffen/
https://www.dge.de/gesunde-ernaehrung/gut-essen-und-trinken/dge-empfehlungen/#c6432
https://www.dge.de/gesunde-ernaehrung/gut-essen-und-trinken/dge-ernaehrungskreis/getreide-getreideprodukte-und-kartoffeln/
https://www.dge.de/presse/meldungen/2022/ballaststoffe-in-der-ernaehrung-senken-das-sterberisiko/
https://www.bzfe.de/service/news/aktuelle-meldungen/news-archiv/meldungen-2021/november/internationaler-vollkorn-gipfel-1/
https://www.bzfe.de/service/news/aktuelle-meldungen/news-archiv/meldungen-2024/standard-titel-10/brot-des-jahres-2024-weizenvollkornbrot/
https://www.bzfe.de/lebensmittel/vom-acker-bis-zum-teller/brot/
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https://www.brotinstitut.de/brotinstitut/zahlen-und-fakten-zu-brot
https://www.bfr.bund.de/de/presseinformation/2024/02/krank_durch_lektine_in_pflanzenkost_-314318.html
https://www.bfr.bund.de/cm/343/lektine-in-pflanzenbasierten-lebensmitteln-gibt-es-ein-gesundheitliches-risiko.pdf
https://www.ugb.de/vollkorn-vollkornprodukte/phytinsaeure-brot-frischkornmuesli-lebensmittel-udo-polmer-vollkorn/
https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/zink/