Apfelessig – wie gesund ist er?
Gourmets und Köche schätzen den aus vergorenem Apfelsaft gewonnenen Essig als kulinarische Abrundung, zum Beispiel in Salatdressings und Marinaden. Aber auch in der Welt der (Ernährungs-)Medizin finden sich Fürsprecher:innen. Viele schreiben dem Trinken von Apfelessig gesundheitsfördernde Wirkungen zu. Welche Wirkung hat das Trinken von Apfelessig auf den Körper?

Wofür ist Apfelessig gut?
Schon in der Antike setzten Heilkundige Apfelessig zur Wundbehandlung ein. Er ist vielseitig in der Medizin, Küche oder Kosmetik einsetzbar, zum Beispiel als:
- Würzmittel in Salatdressings
- Spülung für glänzendes Haar
- Peeling für die Haut zur Stärkung des natürlichen Säureschutzmantels
- Antibakterielle Mundspülung zum Gurgeln
- Verdauungsfördernde Zutat
In Speisen und Getränken wie Wasser regt Apfelessig den Speichelfluss und die Bildung von Magensäure und weiteren Verdauungssäften an. Auf diese Weise fördert er eine gesunde Verdauung. Damit unser Darm davon profitiert, muss aber auch die Ernährung drumherum stimmen. Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte und buntes Gemüse bilden die notwendige Basis. Apfelessig als Zusatz im Rahmen einer gesunden Ernährung wirkt hier allenfalls unterstützend – zumal die Bakterien im Verdauungstrakt selbst in weit größerem Ausmaß für ein gesundes, saures Milieu sorgen. Darüber hinaus bewirken andere Essigsorten eine vergleichbare säuernde Wirkung.
Ist Apfelessig gesund?
Seine Inhaltsstoffe könnten darauf hinweisen, wofür Apfelessig gut ist: Wie der Apfel enthält er unter anderem Mineralstoffe, B-Vitamine, sekundäre Pflanzenstoffe, Enzyme, die Gerbsäure Tannin sowie probiotische Bakterien. Bei zwei Teelöffeln Apfelessig ist der Gesamtgehalt an Nährstoffen jedoch vernachlässigbar – jeder Apfel lässt den Essig im Vergleich dazu verblassen.
Inwieweit Apfelessig andere gesundheitliche Vorteile mit sich bringt, beschäftigte bereits verschiedene Forschungsgruppen. Neuere Studien versuchen, eine blutzuckerregulierende und appetithemmende Wirkung durch das Trinken von Apfelessig nachzuweisen. Einige dieser Studien zeigen eine Gewichtsreduktion sowie eine Verbesserung der Blutzucker- und Blutfettwerte, allerdings bestehen Mängel in der Studiendurchführung. Da zu wenige Proband:innen teilnahmen, können Expert:innen daraus keine wissenschaftlich gesicherte Wirkung für gesundheitliche Vorteile von Apfelessig ableiten. 2023 zeigten Forscher:innen in einer Studie mit 120 Jugendlichen und jungen Erwachsenen, dass das morgendliche Trinken von Apfelessig positive Effekte auf Gewicht, Blutzuckerspiegel, Triglyzerid- und Cholesterinspiegel im Blut hat. Erhöhte Blutzucker- und Blutfettwerte stellen Risikofaktoren für Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen dar. Wenn Apfelessig hier zu gesunden Blutwerten beitragen kann, gilt er schnell als Wundermittel. Die vielversprechenden ersten Ergebnisse müssten jedoch unter anderem in Studien mit längeren Beobachtungszeiträumen sowie größeren Teilnahmezahlen Bestätigung finden, um zu belegen, dass Apfelessig gesund ist und sich zum Abnehmen eignet.
Der zweifach vergorene Apfelsaft bietet darüber hinaus Potential, die Gesundheit zu fördern. Von der verdauungsfördernden Wirkung können beispielsweise Menschen mit trägem Darm, Sodbrennen oder Magen-Darm-Beschwerden profitieren. Andere Personen mit empfindlichem Magen wiederum klagen über Unwohlsein im Oberbauch als Nachteil des Trinkens von Apfelessig. So gibt es zwei Seiten einer Medaille. Klären Sie im Zweifelsfall ärztlich ab, ob und wie Sie Apfelessig trinken sollten, um von seinen Vorteilen zu profitieren.
Was bewirkt Apfelessig?
Forscher:innen versuchen den Einfluss auf den Stoffwechsel und eine gesundheitsfördernde Wirkung von Apfelessig zu beweisen und zu verstehen. Tatsächlich gibt es mehrere Thesen, die erklären könnten, wofür und warum Apfelessig gut und gesund ist.
Wenn Apfelessig zu einem geringeren Blutzuckeranstieg führt, reduziert dies das Risiko für Diabetes und seine Folgeerkrankungen. Expert:innen gehen davon aus, dass die Essigsäure die Verdauungsenzyme hemmt, was zu einer langsameren Aufspaltung der Kohlenhydrate führt. Dadurch nimmt der Körper die Zuckerbausteine verzögert auf – der Blutzucker steigt weniger schnell an. Des Weiteren benötigt die Stärkeverdauung ein eher alkalisches als saures Milieu – auch dies verlangsamt wahrscheinlich die Aufsplittung der Kohlenhydrate. Für Menschen mit einer Störung des Zuckerstoffwechsels bietet das Trinken von Apfelessig so möglicherweise Vorteile, insbesondere wenn sie vor oder zu kohlenhydratreichen Mahlzeiten Apfelessig mit Wasser trinken. Die Verhinderung von Blutzuckerspitzen durch das Trinken von Apfelessig klingt für viele Diabetiker:innen wie ein Wunschtraum, doch es gibt auch mögliche Nachteile. Sprechen Sie eine regelmäßige und hohe Einnahme daher sicherheitshalber mit Ihren behandelnden Ärzt:innen ab.

Birgt das Trinken von Apfelessig Nachteile und Risiken?
Manche vertragen den doppelt vergorenen Apfelsaft schlecht. Ihnen wird vor allem nach größeren Mengen übel oder sie müssen sich übergeben. Das saure Getränk, vor allem im Übermaß genossen, kann den Magen reizen – Vorsicht ist geboten.
Insbesondere unverdünnter Apfelessig kann zudem den Zahnschmelz angreifen und schädigen. Es empfiehlt sich daher, Apfelessig immer mit Wasser statt pur zu trinken oder nachzuspülen. Um die Zähne zu schonen, warten Sie nach dem Genuss des sauren Getränks – auch bei mit Wasser verdünntem Apfelessig – mindestens 30 Minuten bis zum Zähneputzen ab.
Weiterer Nachteil des Trinkens von Apfelessig ist seine kaliumsenkende Wirkung. Es besteht die Gefahr, dass Apfelessig-Konsument:innen eine Hypokaliämie (zu niedrige Kaliumspiegel im Blut) entwickeln. Sie kann sich durch Muskelschwäche, Lähmungen und Herzrhythmusstörungen äußern. Personen, die entwässernde Medikamente einnehmen (beispielsweise einige Blutdruckmedikamente) sollten vor Verwendung von Apfelessig ihre Ärzt:innen konsultieren.
So verwenden Sie Apfelessig am besten
Ein bis zwei Teelöffel Apfelessig mit Wasser verdünnt können Sie morgens bedenkenlos trinken. Für Risikogruppen wie Bluthochdruckpatient:innen und Diabetiker:innen gilt dies nur nach ärztlicher Erlaubnis. Wie viel Apfelessig Sie am Tag vertragen, hängt auch von Ihrer individuellen Konstitution und Ihren Geschmacksvorlieben ab. Wenn Sie Apfelessig mit Wasser am Morgen kaum runterbekommen oder er Ihnen mit Magenbeschwerden sauer aufstößt, gibt es keinen Grund, sich Apfelessig im Sinne einer gesunden Lebensweise aufzuzwingen. Eine ausgewogene Ernährung mit Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten und reichlich Gemüse, ergänzt durch wenig tierische Produkte, stellt in Kombination mit einem aktiven Lebensstil immer noch das beste Mittel dar, um sich fit und gesund zu halten. Da kommt auch der „Alleskönner“ Apfelessig nicht gegen an.
Aus wissenschaftlicher Sicht bleibt es schwierig bis unmöglich, einem einzelnen Lebensmittel wie dem Apfelessig nur gesunde oder umgekehrt ausschließlich ungesunde Eigenschaften zuzuweisen. Die Vielfalt der Lebensmittel bildet ein wichtiges Kriterium für eine ausgewogene und gesundheitsfördernde Ernährung.
Quellen:
Gaaz W. Was taugt die Apfelessig-Diät? Pharmazeutische Zeitung online. 17. Januar 2024 [zitiert 31. März 2024]. https://www.pharmazeutische-zeitung.de/was-taugt-die-apfelessig-diaet-144690/
Verband für unabhängige Gesundheitsberatung (UGB). Apfelessig: Zwischen Lebensmittel und Heilmittel [zitiert 31. März 2024]. https://www.ugb.de/apfelessig/apfelessig-trunk/
Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE). Kalium. [zitiert 31. März 2024]. https://www.dge.de/gesunde-ernaehrung/faq/kalium/

